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So gelingt die Lieferkettentransformation

Sind unsere Lieferketten vielfältig genug?

26.10.2022
3 min

Unsere Lebensmittelsysteme stehen unter Stress: Land- und Forstwirtschaft, Fischereien als auch Aquakulturen werden durch zunehmende Temperaturen, Waldbrände, Dürren und Überflutungen auf die Probe gestellt. Selbst im Eintritt eines Best Szenarios geht man davon aus, dass die Ernteerträge unserer aktuellen Hauptnahrungsmittel beachtliche Einbüßen haben werden. [1]

Kernaussagen

  • Der Verlust der landwirtschaftlichen Artenvielfalt wie Saatgut, Nutzpflanzen und Nutztierrassen bedroht die landwirtschaftliche Ertragssicherheit und die globale Ernährungssouveränität
  • Die landwirtschaftliche Vielfalt stärkt die Widerstandsfähigkeit der Lieferketten und schützt vor zunehmenden Klimarisiken und -extremen
  • Regenerative Landwirtschaft fördert gesunde Böden und schafft widerstandsfähige und biodiverse Landwirtschafts- und Lebensmittelsysteme

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Der Verlust der Vielfalt bedroht unsere Lebensmittelsysteme

Natur folgt einer einfachen Regel, um sich an verschiedene Klimata anzupassen: Genetische Diversität. Die Lösung liegt also eigentlich auf der Hand. Unsere aktuelle Entwicklung zeigt dagegen einen gegensätzlichen Trend, denn viele Aspekte unseres Lebens werden immer homogener. Wir können in identischen Geschäften einkaufen, die gleichen Marken tragen und ähnliche Mode auf verschiedenen Kontinenten kaufen. Das Gleiche gilt für unsere Ernährung. In kurzer Zeit ist es uns möglich geworden, fast überall die gleichen Lebensmittel zu essen. Man könnte meinen, mit der wachsenden Größe und Auswahl der Märkte wächst auch die Vielfalt der Lebensmittel. Doch das Gegenteil ist der Fall. Denn schauen wir genauer hin, stellen wir fest, dass wir in den Märkten von Japan, Deutschland und den USA die gleichen Marken und Produkte finden und auch die Bestandteile der meisten Gerichte aus gleichen Komponenten bestehen. 

Zum Beispiel wird aktuell die Hälfte aller Käsesorten mit Bakterien oder Enzymen eines einzigen Unternehmens produziert, jedes vierte Bier, welches weltweit getrunken wird, stammt von einer einzigen Brauerei und in den USA und China beruht der größte Teil der weltweiten Schweinefleischproduktion auf der Genetik einer Schweinerasse. Ein Fall, mit dem die meisten von uns täglich konfrontiert sind: Obwohl es über 1500 unterschiedliche Bananensorten gibt, wird der Welthandel von einer Sorte beherrscht, der Cavendish. [2]

Ein Blick auf die Zahlen macht die dramatische Entwicklung deutlich: Im Laufe der Geschichte hat der Mensch mindestens 6.000 Pflanzenarten kultiviert, doch heute werden weltweit meist nur neun Arten angebaut, von denen Reis, Weizen und Mais 50 % aller Kalorien liefern. Kartoffeln, Gerste, Soja, Zucker und Palmöl machen weitere 25 % unserer Kalorienzufuhr aus. [3] Die Entwicklung des Saatgutmarktes zeigt ähnliche Resultate: Drei Unternehmen - Monsanto, DuPont (Pioneer) und Syngenta decken 53 % des weltweiten Marktes. Monsanto gilt alleine mit einem Marktanteil von 90 % bei Zuckerrüben, 57 % Mais und 55 % Sojabohnen als größter Saatguthersteller. [4]

Nicht nur das Aussterben wildlebender Tier- und Pflanzenarten ist ein alarmierender Trend, sondern auch Nutztierrassen sind davon betroffen. Zwischen 2000 und 2018 sind etwa 150 Nutztierrassen ausgestorben. [5] Nur drei Arten (Rinder, Schweine und Hühner) decken den größten Teil des menschlichen Fleischkonsums. [6] Dieser globale Trend der Vereinheitlichung muss als Produkt der Industrialisierung anerkannt werden, mit der regionale Unterschiede und Einzigartigkeiten ein Stück weit verloren gegangen sind. 

Vielfalt in den Lieferketten ist für unsere Lebensmittelproduktion von grundlegender Bedeutung

Die genetische Vielfalt von Tieren, Fischen und Nutzpflanzen ist eine grundlegende Voraussetzung für unsere Lebensmittelproduktion, unsere Sicherung der Lieferketten und des Ertrages - ein Verlust dieser Vielfalt bedroht hingegen die weltweite Ernährungssicherheit. Denn die globale Bevölkerung ist so vermehrt von nur wenigen Sorten abhängig. Weiterhin steigert der Anbau von wenig vielfältigen Anbausorten das Risiko von Ernteausfällen, da diese schädlingsanfälliger und weniger klimaresistent sind. Bei Eintritt solcher Klimarisiken kann somit in kurzer Hand ein erheblicher Teil unseres Ernährungssystems destabilisiert werden oder sogar komplett ausfallen. Es ist wichtig, zukünftig Nahrungsmittelsysteme zu schaffen, die auf einer Vielfalt von Arten basieren, darunter Saatgut, Böden, Tiere und Pflanzen, die an die lokalen Bedingungen und Kenntnisse, einschließlich klimatischer Unterschiede und Extreme, angepasst sind.

Es gibt deshalb landwirtschaftliche Bemühungen, durch regenerative Systeme eine große Vielfalt an Kulturpflanzen anzubauen: einige nährstoffreiche und schnell wachsende Pflanzen, andere, die besser an Trockenheit oder hohe Temperaturen angepasst sind und wieder andere, die weniger Wasser benötigen, um die Herausforderungen des Klimawandels und der wachsenden Bevölkerung zu bewältigen. Genug Spielraum gibt es, z.B. sind von etwa 40000 identifizierten Pflanzenarten 30000 essbar. [7] Diverse Kulturpflanzen sind resilienter, gesünder, verhindern Schädlingsbefall und sichern die Erntesicherheit. Mithilfe von Saatgutbänken gibt es weitere Bestrebungen von internationalen Organisationen und Wissenschaftler:innen, die Kulturpflanzenvielfalt zu sichern. 

Regenerative Landwirtschaft kann unser System auf mehr Vielfalt ausrichten

Zur biologischen Diversität gehört neben dem Einsatz von verschiedenen Feldfrüchten auch die Vielfalt der Böden, die das Wachstum von Pflanzen fördern und um die Vielfalt der Bestäuber, die das Pflanzenwachstum unterstützen und die als natürliche Feinde den Ausbruch von Schädlingen verhindern. Wusstet ihr, dass sich in einem Esslöffel Boden mehr lebende Organismen befinden als Menschen auf der Erde? [8] 

Gesunde Böden sind sowohl für das Wachstum unserer Lebensmittel als auch für die Speicherung von CO2 aus der Atmosphäre essentiell. Hier setzt Regenerative Landwirtschaft an: Durch geeignete Methoden wie Zwischen- und Untersaaten, vielfältigen Fruchtfolgen und ganzjähriger Bodenbedeckung kann Humus, die obere Schicht des Bodens, aufgebaut werden. Diese Schicht ist durch ihren nährstoffreichen Anteil nicht nur Habitat für zahlreiche Arten, sondern essentiell für die Wasserspeicherung und Kohlenstoffbindung des Bodens - somit fördert sie das Pflanzenwachstum und trägt zur CO2-Reduzierung in der Atmosphäre bei. Der Einsatz von Hülsenfrüchten wie Linsen oder Lupine kann zum Beispiel die Vitalität des Bodens wiederherstellen, was wiederum zum besseren Wachstum von Pflanzen verhilft. 

Wir können festhalten, dass die biologische Vielfalt mit all ihren Facetten Teil unseres Denkens über die Natur, das menschliche Wohlbefinden, die Gesundheit und Kern unternehmerischer Handlungen werden muss. Die gute Nachricht ist, dass Lebensmittelunternehmen den Weg der Regenerativen Landwirtschaft jetzt unterstützen und gleichzeitig Vorteile daraus ziehen können: Durch die regenerative Transformation der eigenen Lieferketten kann die eigene Resilienz gesteigert und somit der Ertrag langfristig gesichert werden. Gleichzeitig hat die Umstellung die enorme Chance, CO2 im Boden zu speichern und die CO2-Reduktionsziele im Unternehmen zu erreichen. 

Klim verhilft Unternehmen zu mehr Diversität in den Lieferketten

Wollt ihr mehr darüber erfahren oder direkt loslegen? Unser interdisziplinäres Team aus landwirtschaftlichen Expert:innen, Unternehmensentwicklern und Wissenschaftler:innen ist für euch da. Wir wollen Landwirt:innen und Lebensmittelunternehmen bei der regenerativen Umstellung der Lieferketten unterstützen. Schritt für Schritt bringen wir so Vielfalt in die Landwirtschaft und in euer Unternehmen. Um diesen Prozess zu unterstützen, haben wir einen digitalen Begleiter entwickelt, mit dem Landwirt:innen ihre Methoden dokumentieren, Ideen austauschen und Erfolge von anderen Landwirt:innen einsehen können. Im Gegenzug können Lebensmittelunternehmen auf CO2-Einsparungen und -Umsetzungen zugreifen. 

Für weitere Informationen, könnt ihr uns hier gerne kontaktieren und ein persönliches Gespräch anfordern.

Quellen:

[1][2][3][4][5][6][7][8]

Mehr Informationen erhalten, um das Potenzial der Regenerativen Landwirtschaft in eurem Unternehmen zu nutzen.

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