Luzerne - eine Leguminose im Aufschwung

Kurzgefasst
Die Luzerne findet seit Jahren in der Fütterung Verwendung. Die Leguminose kann über ihre Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft fixieren und durch ihr tiefes Pfahlwurzelsystem den Boden lockern und mit organischer Substanz anreichern. Dadurch hat sie einen hohen Vorfruchtwert für Folgekulturen. Wie wertvoll diese Kultur insbesondere in der Regenerativen Landwirtschaft ist, wird in diesem Artikel erläutert. Auch ihr Wert als Futterpflanze und grundlegende Informationen werden behandelt.
Grundlegendes - Vom Anbau bis zur Ernte
Die Luzerne gehört zur Gattung der Hülsenfrüchtler und zählt im Weiteren zu den Futterleguminosen.
1. Anbaubedingungen
Angebaut werden kann sie vor allem auf kalkhaltigen, tiefgründigen, gut durchlässigen und somit leicht erwärmbaren Böden mit einem pH-Wert von 6 - 6,5. Sie ist sehr trockenheitsverträglich, eine ausreichende Versorgung mit Kalk, Phosphor und Kali sollte jedoch gewährleistet sein.
2. Aussaat
Die Einsaat erfolgt im Optimalfall zwischen Mitte April und Mitte August mit einer Saatstärke von 13 - 20 kg pro Hektar. Eine Aussaat im Direktsaatverfahren ist möglich.
3. Schnitt & Erträge
Der Schnitt kann je nach Anspruch an die Hauptinhaltsstoffe zwischen dem Knospenstadium (proteinreich) oder zu Beginn der Blüte (strukturreich) stattfinden. Bei einer Nutzung von zwei Jahren können pro Jahr in etwa vier Schnitte erfolgen, wenn eine Schnitthöhe von zehn Zentimetern eingehalten wird. Bei einer längeren Nutzung von bis zu vier Jahren sollte die Schnittzahl auf dreimal jährlich beschränkt werden.
In Kalifornien und Arizona wird die Luzerne sogar bis zu zwölf mal im Jahr geschnitten.
Es ist auf eine angepasste Schnitthöhe von 10 cm zu achten, um die Erneuerungsknospen nicht zu verletzen und damit den Ertrag der Folgeaufwüchse zu garantieren.
Erträge von bis zu 200 dt sind möglich. In der breiten Praxis ist mit einer Erntemenge von 110 dt/ha TM zu rechnen. Hierbei ist anzumerken, dass die Standortbedingungen starke Auswirkungen auf die Erntemengen ausüben.
4. Anbaupausen
Um der Leguminosenmüdigkeit vorzubeugen, sollte bei Reinsaat eine Anbaupause von vier bis sechs Jahren eingehalten werden, in Gemengen mit Gras beträgt diese nur zwei bis drei Jahre.
Ihr Wert als Futterpflanze
Zwar exportiert Deutschland im Schnitt mehr Futtermittel als es importiert, jedoch ist der Bedarf an ausländischem Proteinfutter hoch. Es besteht nach wie vor eine Eiweißlücke von 18 %. Das bedeutet: 82 % des Gesamtfutteraufkommens (bezogen auf den Rohproteingehalt) stammen aus dem Inland. Der Rest wird aus anderen Ländern bezogen und besteht hauptsächlich aus Soja, einem hochwertigen Proteinfuttermittel.
Im Jahr 2021 stieg die Verfütterung von heimischen Leguminosen um 60 % an. Dies gilt nicht nur für Körnerleguminosen wie Acker-und Sojabohnen, sondern auch für Luzerne und Kleegras. Der steigende Bedarf nach heimischen Eiweißalternativen zu importiertem Soja rückte in den letzten Jahren unter anderem den Anbau der Luzerne in ein neues Licht.
Die Luzerne wird durch ihre vergleichsweise hohen Rohprotein- und Rohfasergehalte gekennzeichnet. Erträge von 150 dt/ha TM können rund 2.500 kg Rohprotein ergeben. So könnten rein rechnerisch 2 kg Trockenmasse Luzernesilage die Strukturwirkung und die Proteinmenge von 1 kg Stroh und 0,9 kg Sojaextraktionsschrot ersetzen.
Die Schnittnutzungen sowie -zeitpunkte bestimmen die Zusammensetzung des Endproduktes maßgeblich. Bei 4-maliger Schnittnutzung können hohe Proteingehalte und -erträge erreicht werden. Ein 3-maliger Schnitt erbringt die höchsten Masseerträge von jedoch geringerer Qualität. Die Rohproteingehalte schwanken zudem von 25 % während der Knospe und sinken auf 19 % während der Blüte.
Stärke und Zucker, leicht fermentierbare Kohlenhydrate, lassen sich in der Luzerne eher weniger nachweisen.
Auch ihre trockenresistenten Eigenschaften sind für die Futterproduktion von großem Vorteil, da so die Effekte von Ernteausfällen durch die zunehmenden Dürren in Deutschland kompensiert werden können.
Bedeutung des Luzerneanbaus für die Regenerative Landwirtschaft
1. Stickstoff- und Humusaufbau
Insgesamt lässt sich sagen: Die Luzerne bietet einen hohen Vorfruchtwert. Eine Optimierung der Humus- und Stickstoffbilanz kann zum einen durch einen Anstieg an organischem Material in Form von Wurzelrückständen und gebundenem Luftstickstoff wahrgenommen werden. In Zahlen belaufen sich diese Wurzelrückstände auf zwölf bis 50 dt TM/ha und bis zu 250 kg Luftstickstoff pro Hektar und Jahr. Eine Stickstoffdüngung ist hier für das Auflaufen an sich nicht notwendig und auch die Folgekultur profitiert durch die hohen Mengen fixierten Stickstoffs.
2. Tiefe Durchwurzelung
Ein weiterer bodenkundlicher Vorteil ist die tiefe Verwurzelung der Pflanze von bis zu zwei Metern. Hierdurch wird der Boden zum einen aufgelockert, durch die vermehrte Evaporation des Gefüges kann das Wasser zudem besser versickern und wird tiefer im Boden gehalten. Der Boden ist so für die Folgekultur leichter durchwurzelbar und Bodenerosion wird vermindert. Auch phytosanitär profitiert die Folgekultur aus dem Luzerneanbau, besonders wenn Rüben oder Getreide in der Fruchtfolge folgen. Die Weitergabe von Rübennematoden und Getreidefußkrankheiten wird durch ihren Anbau weitestgehend unterbrochen.
3. Integrierung in die Fruchtfolge
Ihr hoher Vorfruchtwert und die bedeutende Fixierleistung an organischem Material und Stickstoff lässt die Luzerne ein essentielles Glied in humusaufbauenden Fruchtfolgen werden. Integriert werden kann sie hier als Hauptfruchtleguminose, der eine anspruchsvolle Nicht-Leguminose sowie eine anspruchslosere Nicht-Leguminose und abschließend eine weitere Leguminose folgen kann. Auch die Etablierung als mehrjäriges Feldfutters äußert sich positiv für Bodengefüge und Biodiversität. Als Untersaat eignet sich Luzerne nur bedingt, der geringste Ausfallverlust ist bei Frühjahrsblanksaat oder als Deckfrucht mit Hafer zu erwarten.
4. Möglichkeiten der Bodenbearbeitung
Wenn der Unkrautdruck im Jugendstadium durch mechanische Maßnahmen verringert werden muss, um einen optimalen Auflauf zu gewährleisten, kann mit Hilfe der Egge ein so genannter Schröpfschnitt erfolgen, so dass der Luzerne die wachstumsnötigen Ressourcen wieder zustehen.
Ob eine Blanksaat im Luzerneanbau unbedingt von Nöten ist, hat die Fachhochschule Südwestfalen im Projekt "Kleinkörnige Leguminosen energie- und proteinoptimiert produzieren in Strip-Till-Systemen" untersucht. Verglichen wurden Schlitz- und Frässaat, wobei der Luzernenertrag mittels Frässaat mit 53 dt/ha TM am erfolgreichsten ausfiel. Ob Luzerne mittels Direktsaat in einen Wintergerstebestand etabliert werden kann, prüfte ein Feldversuch in Österreich. Bereits eine Woche nach Einsaat konnten gut entwickelte Luzernenkeimlinge festgestellt werden. Dieses direkte Keimen ermöglicht eine gute Etablierung der Kultur auch ohne Regenfall, welcher in der Einsaat mittels Striegel meistens nötig wird, um ein Keimen des Saatguts zu ermöglichen. Die Direktsaat erfordert keine invasive Bodenvorbereitung und kann auch auf verkrusteten oder verdichteten Böden durchgeführt werden.