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Pflanzenarten & Kulturgruppen

Körnerleguminosen in der Fruchtfolge: Darauf kommt es an!

02.06.2021
7 min
Braune Sojapflanzen mit Samenkapseln vor der Ernte
Inhaltsverzeichnis
69%

In den letzten Jahren hat sich der Anbau von Körnerleguminosen wie Erbsen, Bohnen und Lupinen in Deutschland mehr als verdoppelt – und das aus gutem Grund: Diese Pflanzen sind nicht nur eine wertvolle Eiweißquelle, sondern leisten auch einen entscheidenden Beitrag zur Bodenfruchtbarkeit durch Stickstofffixierung und Humusaufbau.

Kernaussagen

  • Körnerleguminosen steigern die Bodenfruchtbarkeit: Durch Stickstofffixierung und Humusaufbau fördern Erbsen, Bohnen und Lupinen die Bodengesundheit und reduzieren den Bedarf an externen Betriebsmitteln.
  • Regionaler Eiweißanbau als nachhaltige Alternative zu Sojaimporten: Der verstärkte Anbau heimischer Leguminosen kann bis zu 70 % des importierten Sojas in der Tierfütterung ersetzen und die Abhängigkeit von Übersee verringern.
  • Widerstandsfähigere Landwirtschaft durch vielfältige Fruchtfolge: Die Integration von Leguminosen in die Fruchtfolge verbessert die Bodenstruktur, unterbricht Krankheitszyklen und trägt zu langfristiger Ertragsstabilität bei.

Anbau von Körnerleguminosen in Deutschland - ein Aufwärtstrend

In den letzten Jahren erfuhr der Anbau von Körnerleguminosen in Deutschland eine deutliche Zunahme. Erbsen, Bohnen und Lupinen werden zunehmend nicht nur als nachhaltige Alternative zu importierten Eiweißquellen, sondern auch als wertvolle Bereicherung für den heimischen Ackerbau geschätzt. Angetrieben von politischen Initiativen und einem wachsenden Bewusstsein für ökologische Landwirtschaft, gewinnen diese Pflanzen immer mehr an Bedeutung. Doch wie hat sich dieser Trend entwickelt, und welche Chancen bietet er für die Zukunft der Landwirtschaft? Ein Blick auf die aktuellen Entwicklungen zeigt spannende Perspektiven für Landwirte und Verbraucher gleichermaßen.

Diagramm: Erntemengen und Anbaufläche von Erbsen, Ackerbohnen, Süßlupinen und Sojabohnen in Deutschland, 2023 (Quelle: BLE)

Grundlegendes zum Anbau von Körnerleguminosen

Körnerleguminosen spielen eine zentrale Rolle in einer humusmehrenden Fruchtfolge. Ihre Stickstofffixierung, der Humusaufbau und die Fähigkeit, die Bodengesundheit zu fördern, machen sie besonders wertvoll.

Sie gehören zur Familie der Schmetterlingsblütler (Fabaceae) und sind wichtige Eiweißlieferanten, die zusätzlich ackerbauliche Vorteile bieten. In Deutschland werden am häufigsten Ackerbohnen, Soja, Lupine, Linse und Erbse kultiviert. Eine der herausragenden Eigenschaften von Körnerleguminosen ist ihre Fähigkeit zur Stickstofffixierung, die durch eine Symbiose mit Knöllchenbakterien (Rhizobien) ermöglicht wird.

Körnerleguminosen in die Fruchtfolge integrieren - so gelingt es

Um die Vorteile der Stickstofffixierung durch Körnerleguminosen optimal zu nutzen, sollten diese als Vorkultur vor stark stickstoffzehrenden Kulturen in die Fruchtfolge integriert werden. Diese Pflanzen profitieren am meisten von dem im Boden angereicherten Stickstoff, Beispiele wären Kartoffeln oder Zuckerrüben.

Auch die positiven Effekte auf den Humusgehalt der Böden machen Körnerleguminosen zu einer interessanten Pflanze in der Fruchtfolge. Moderat humuszehrend sind Kulturen wie Gerste oder Hafer. Eine Fruchtfolge mit Leguminosen könnte so aussehen:

Vorteile des Anbaus von Körnerleguminosen

Körnerleguminosen wie Ackerbohnen, Lupinen, Erbsen und Sojabohnen bieten zahlreiche agrarökologische und ökonomische Vorteile. Sie verbessern die Bodenfruchtbarkeit, reduzieren die Abhängigkeit von externen Betriebsmitteln und tragen zu einer nachhaltigen Fruchtfolgegestaltung bei. Hier sind die wichtigsten Vorteile im Detail:

1. Reduzierung der Futtermittelimporte

Eine bedeutende wirtschaftliche und ökologische Errungenschaft des verstärkten Anbaus von Körnerleguminosen ist die Verringerung von Futtermittelimporten, insbesondere von Soja. Ackerbohnen und Lupinen sind proteinreiche Pflanzen, die einen Großteil des importierten Sojas in der Tierfütterung ersetzen können:

  • Ackerbohnen enthalten etwa 30 % Eiweiß und können in der Tierfütterung bis zu 50 % des Sojas ersetzen.
  • Lupinen haben einen Eiweißgehalt von 35-40 % und können sogar bis zu 70 % des Sojas substituieren, besonders in der Schweine- und Geflügelfütterung.

Durch den verstärkten Anbau heimischer Leguminosen könnten Schätzungen zufolge jährlich rund 500.000 Tonnen Soja ersetzt werden. Dies würde die Abhängigkeit von Importen aus Übersee verringern und zu einer nachhaltigeren, regionalen Futtermittelproduktion beitragen.

2. Unterbrechung von Krankheiten

Körnerleguminosen tragen aktiv zur Unterbrechung von Krankheitszyklen in der Fruchtfolge bei. Da sie keine Wirte für typische Getreidekrankheiten wie Halmbruch oder Fusarium sind, verringern sie den Krankheitsdruck auf nachfolgende Getreidekulturen. Dies kann zu einer natürlichen Reduktion von Erregern im Boden führen, ohne auf chemische Pflanzenschutzmittel zurückzugreifen. Durch den gezielten Anbau von Körnerleguminosen in der Fruchtfolge können engere Fruchtfolgen aufgelockert und das Auftreten von Krankheiten in nachfolgenden Kulturen vermindert werden.

3. Einsparung von Betriebsmitteln  

Der Anbau von Körnerleguminosen ermöglicht erhebliche Kosteneinsparungen, vor allem durch:

  • Weniger mineralischen Stickstoffdünger: Körnerleguminosen binden Stickstoff aus der Luft, wodurch die Notwendigkeit der Stickstoffdüngung für die Folgefrucht sinkt.
  • Weniger Arbeitszeitaufwand: Weniger intensive Düngung und der Wegfall einiger Pflanzenschutzmaßnahmen tragen zur Verringerung der Arbeitsstunden bei.
  • Langfristige Optimierung der Bodenfruchtbarkeit: Der positive Einfluss auf den Humusaufbau und die Bodenstruktur fördern höhere Erträge in den Folgejahren.

Zudem bieten Körnerleguminosen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) von 2023 zusätzliche Anreize. Durch die sogenannten Eco-Schemes erhalten Landwirte Prämien für den Anbau von Leguminosen, was die Attraktivität dieser Kulturen weiter steigert.

Ein Feldversuch mit einer Laufzeit von 30 Jahren untersuchte die Ertragsentwicklung, die Effekte auf die Folgekultur sowie die Stickstoffeffizienz in Fruchtfolgen mit legumer Zwischenfrucht (Erbsen-Wicken-Gemenge). Dabei wurden folgende Ergebnisse dokumentiert:

4. Diversifizierung der Fruchtfolge

Körnerleguminosen ermöglichen eine Diversifizierung der Fruchtfolge, was mehrere agronomische Vorteile bringt:

  • Reduzierung von Monokulturen: Durch die Integration von Leguminosen in Fruchtfolgen werden Böden weniger einseitig belastet und die Biodiversität auf dem Acker erhöht.
  • Verbesserung der Bodenstruktur: Leguminosen, insbesondere durch ihre tiefen und weit verzweigten Wurzelsysteme, lockern den Boden auf und verbessern die Durchlässigkeit, was zu einer besseren Wasserspeicherung und Durchlüftung des Bodens führt.

5. CO2-Speicherung und Emissionsreduktion

Ein weiterer Vorteil des Anbaus von Körnerleguminosen ist ihr Beitrag zur CO₂-Speicherung und Reduzierung von Treibhausgasemissionen:

  • Humusaufbau: Leguminosen fördern die Humusbildung, wodurch Kohlenstoff im Boden gespeichert wird, anstatt in die Atmosphäre zu entweichen.
  • Reduzierter Düngemitteleinsatz: Weniger Einsatz von mineralischen Düngemitteln verringert die CO₂-Emissionen, die mit der Herstellung und dem Transport dieser Düngemittel verbunden sind.

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Wir von Klim wissen um die Bedeutung von Körnerleguminosen in der Landwirtschaft und bieten Landwirten bei der Umstellung auf regenerative Maßnahmen finanzielle Anreize für die Reduzierung der Emissionen und die Speicherung von CO2im Boden.

Dies trägt zusätzlich zur Optimierung der Bodengesundheit und zum Klimaschutz bei.

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Körnerleguminosen als Wundermittel für die Regenerative Landwirtschaft?

Körnerleguminosen spielen eine Schlüsselrolle in der Regenerativen Landwirtschaft, da sie durch ihre Fähigkeit zur Stickstofffixierung und zum Humusaufbau maßgeblich zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit beitragen. Diese Pflanzen bieten nicht nur eine natürliche Alternative zur mineralischen Stickstoffdüngung, sondern fördern auch die langfristige Regeneration und Stabilität von Böden. Besonders im Zusammenhang mit dem Streben nach nachhaltigeren Anbaumethoden und der Reduzierung des Einsatzes von mineralischen Düngemitteln sind Körnerleguminosen ein wichtiges Werkzeug für Landwirte, die ihren Boden auf natürliche Weise regenerieren und optimieren wollen.

Stickstofffixierung:

Rhizobien, die spezifisch für verschiedene Leguminosenarten sind, ermöglichen es den Pflanzen, Stickstoff aus der Luft zu binden. Besonders bei nicht-heimischen Arten wie Soja oder Lupinen ist häufig eine Impfung des Saatguts mit diesen Bakterien erforderlich, um eine optimale Stickstofffixierung zu gewährleisten. Die Qualität des Bodens, in dem Körnerleguminosen wachsen, kann durch den Boden-pH-Wert, den Nmin-Gehalt und andere Faktoren wie die Bodentemperatur die Aktivität der Rhizobien beeinflussen.

Humusaufbau

Körnerleguminosen tragen nicht nur durch die Stickstofffixierung zur Bodenfruchtbarkeit bei, sondern fördern auch aktiv den Humusaufbau. Dies hängt eng mit dem C/N-Verhältnis (Kohlenstoff-Stickstoff-Verhältnis) und der in den Boden eingebrachten Biomasse zusammen.

Ihre Pflanzenrückstände sind reich an organischem Material, welches von Mikroorganismen abgebaut wird und dabei zur Bildung von Humus beiträgt. Insbesondere die intensive Durchwurzelung der Körnerleguminosen fördert die Bodenlockerung und hinterlässt einen hohen Anteil an Wurzelmasse im Boden, was zunächst die Bodenstruktur optimiert und Humus bildet. Das C/N-Verhältnis dieser organischen Substanz ist besonders günstig für den Humusaufbau. Ein C/N-Verhältnis von acht bis zwölf in den Wurzel- und Pflanzenrückständen sorgt dafür, dass die enthaltene organische Substanz im Boden gut abgebaut und in stabilen Humus umgewandelt wird. Dadurch werden die Böden langfristig fruchtbarer und können mehr Kohlenstoff speichern.