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Input-Reduktion & Effizienz

Was ist die Push-and-Pull Technik?

22.04.2022
2 min
Marienkäfer auf einer gelben Blüte dient als Nützlich gegen Schädlinge auf dem Feld
Inhaltsverzeichnis
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Im Schädlingsmanagement der regenerativen Landwirtschaft sind Alternativen zu Insektiziden und anderen chemischen Hilfsmitteln gerne gesehen. Biologischer Pflanzenschutz und integriertes Schädlingsmanagement (ISM) sind Antworten auf die Nachfrage nach Methoden, die spezielle Insekten effektiv von den bestellten Nutzpflanzen fernhalten. Eine Strategie ist die so genannte Push-and-Pull Technik, welche in diesem Artikel vorgestellt wird. Nach einer Beschreibung in der Einleitung werden Beispiele aus der Praxis geschildert und ein Bezug auf die regenerative Landwirtschaft in Deutschland hergestellt sowie Vor- und Nachteile aufgelistet.

Was genau ist die Push-and-Pull Technik und wie funktioniert sie?

Verschiedene Pflanzen haben die unterschiedlichsten Auswirkungen auf Faktoren wie das Nährstoffvorkommen, chemische und biologische Prozesse sowie physikalische Strukturen im Boden. Diese verändern folglich das Wachstum benachbarter Pflanzen. Landwirte können sich diese Unterschiede zu Nutze machen, indem sie sogenanntes “companion-planting” betreiben oder mit der Push-and-Pull Technik arbeiten.

Die Push-and-Pull Technik ist eine landwirtschaftliche Strategie, die im ISM verwendet wird. Sie macht sich die typischen Verhaltensmuster von Insekten und anderen tierischen Schädlingen zu Nutze, um diese kontrolliert von der Hauptkultur abzuleiten.

Im Push-Teil der Technik werden für spezielle, vorher identifizierte Schadinsekten unattraktive Pflanzen zwischen die Hauptkultur gepflanzt. Von ersterer abgeschreckt flüchten sie zum zweiten Teil des Prinzipes. Auf speziellen Gebiete der Anbaufläche, meist den Randgebieten, werden im Pull-Teil für die Schädlinge sehr attraktive Pflanzen angebaut. Dort angelangt können sie ohne großen Aufwand oder Insektizide nach Präferenz entfernt werden. Beim ganzen Prozess des Push-and-Pull ist es das Ziel, dass die Hauptfrucht unbeschadet wachsen kann.

Die Reize die bei den Insekten angesprochen werden, können sehr unterschiedlich sein. Visuelle Stimulationen wie beispielsweise gelbe Farbe, Geruch flüchtiger organischer Stoffe von Wirtspflanzen oder Sexualpheromone finden in den Methoden des Push-and-Pull Prinzips Verwendung.

Je nach Hauptkultur und Schädling können demnach die verschiedene, spezielle Pflanzen angebaut werden. Es ist außerdem möglich eine Push-Pflanze zu benutzen, die natürliche Feinde des Schädlings anzieht.

Beispiele in der Anwendung

Um die Ausbreitung des Stängelbohrers in Maisfeldern zu verhindern, wird in subtropischen Gebieten Afrikas erfolgreich Desmodium (Desmodium adscendens) als Push-Pflanze benutzt während Elefantengras die Pull-Option ist.

Beim “International Symposium in Integrated Pest Management in Oilseed Rape” wurde eine Vorgehensweise dieser Art gegen den Rapsglanzkäfer vorgestellt. Er wird effektiv von Lavendelöl oder Markierungspheromonen des Kohlschotenrüsslers vertrieben (Push) und kann so kontrolliert werden. Um die Rapsglanzkäfer von der Hauptfrucht Raps (Brassica napus) wegzulocken, werden Rübsen (Brassica rapa) als Pull-Pflanzen angebaut.

Doch nicht nur im Ackerbau ist dieses Prinzip anwendbar. In der Viehhaltung werden beispielsweise insektenabweisende Ohrclips an Kühen befestigt und gleichzeitig Pheromonfallen in den Ställen aufgehangen. Von den Halsbändern abgestoßen werden die Insekten zu den Fallen gelockt, in denen sie schlussendlich kleben bleiben und sterben.

Verwendung in der regenerativen Landwirtschaft

Mit der Anwendung von Push-Pull können Schädlinge ohne (oder mit deutlich weniger) Insektiziden bekämpft werden. Die zusätzlichen Pflanzen auf dem Feld verbessern die Bodenfruchtbarkeit und finden, je nach Art, als wertvolles Viehfutter oder Zweitfrucht Verwendung. Wenn Leguminosen integriert werden, wird hinzukommend Stickstoff aus der Atmosphäre in den Boden gebracht, die Menge des einzubringenden Düngers reduziert.

Diese Faktoren sind Bestandteile der regenerativen Landwirtschaft und haben das Potential den Boden des Ackers nachhaltig zu verbessern, Humus aufzubauen und zum Insektenschutz beizutragen.

Vorteile

  • Ersetzt die Verwendung von Insektiziden oft ganz
  • Steigerung der Biodiversität auf dem Feld
  • Zusätzlich gepflanzte Pflanzen können geerntet und verkauft werden
  • Verwendung von Leguminosen verbessert die Qualität des Bodens und der Hauptfrucht
  • Push-und-Pull Pflanzen können als Viehfutter verwendet werden

Nachteile

  • Viel Know-How benötigt
  • Erfolgschance nicht so hoch wie bei chemischen Mitteln
  • Verschiedene Pflanzenarten auf dem Feld bedeuten mehr Arbeit

Fazit

Die Push-and-Pull Technik generiert in der Landwirtschaft mit dem vermehrten Aufkommen von Studien immer mehr Aufmerksamkeit. Ihre Vorteile zum Thema Umwelt- und Bodenschutz sind für Landwirte in der regenerativen Landwirtschaft besonders interessant und können mit dem nötigen Know-How in vorhandene Systeme der Mischkultur und Untersaat eingebracht werden. Sich die von Natur aus vorhandenen Eigenschaften verschiedener Pflanzen zu Nutze zu machen und davon zu profitieren ist die Idee hinter dieser Methode im ISM. Damit Push-Pull in Deutschland vermehrt angewendet werden kann, bedarf es jedoch mehr wissenschaftlichen Studien und Resultate beim Anbau heimischer Pflanzenarten.