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Regenerative Praktiken

Praxisleitfaden Gehölzfütterung: Vorteile, Nachteile & Anwendungstipps

18.02.2022
6 min
Zwei braune Kälber unter einem Baum knabbern an Gehölz
Inhaltsverzeichnis
69%

Gehölzfutter bietet eine nachhaltige Alternative zu herkömmlichen Futtermitteln, die nicht nur Ressourcen schont, sondern auch die Gesundheit der Tiere und die Bodenqualität optimieren kann. Erfahren hier, wie Bäume und Sträucher als widerstandsfähige Futterquelle in Zeiten von Klimawandel und Trockenperioden genutzt werden können und welche Vorteile dies für die Landwirtschaft haben kann.

In diesem Artikel werden wir unter anderem folgende Fragen beantworten:

  • Wie funktioniert die Gehölzfütterung?
  • Welche Pflanzen oder Pflanzenteile können verwendet werden?
  • Wie genau kann Gehölzfutter verfüttert werden?
  • Welche Vor- und Nachteile können entstehen?
  • Welche Perspektiven ergeben sich für die Zukunft?

Kernaussagen

  • Nachhaltige Tierfütterung durch Gehölzfutter: Gehölzfutter bietet eine ressourcenschonende Alternative zu herkömmlichen Futtermitteln, kann die Verwendung von Futtermitteln reduzieren und langfristig die Betriebskosten senken.
  • Verbesserte Tiergesundheit und Umweltvorteile: Gehölzfutter fördert durch nährstoffreiche Zweige und Blätter die Gesundheit der Tiere und trägt gleichzeitig zum Erhalt der Biodiversität sowie zur Optimierung der Bodenqualität bei.
  • Zuverlässige Lösung für Trockenperioden: Besonders in trockenen Regionen und bei extremen Wetterbedingungen stellt Gehölzfutter eine zuverlässige und widerstandsfähige Futterquelle dar.

Bedeutung einer nachhaltigen Tierfütterung

Eine nachhaltige Tierfütterung spielt eine zentrale Rolle in der modernen Landwirtschaft, insbesondere in Zeiten von Klimawandel und Ressourcenknappheit. Traditionelle Fütterungsmethoden sind oft ressourcenintensiv und haben teils negative ökologische Auswirkungen, wie einen übermäßigen Einsatz von Importfuttermitteln oder die Applikation mineralischer Düngemittel bei der Produktion, die Boden und Biodiversität gefährden.

Infobox: Informationen zur Futtermittelproduktion und Importen in Deutschland

Gehölzfutter bietet eine nachhaltige Alternative, die auf den Einsatz von Bäumen und Sträuchern setzt, um Futter bereitzustellen, das gleichzeitig die Umwelt schont. Dies gewinnt besonders in Trockengebieten und während klimatischer Extreme an Bedeutung. Ein Beispiel für die Dringlichkeit nachhaltiger Futterquellen ist die Herausforderung, während Trockenperioden ausreichend Futter zu beschaffen. Hier kann die Gehölzfutterung eine wichtige Lösung bieten, indem sie widerstandsfähigere Futterquellen schafft.

Was ist Gehölzfutter überhaupt?

Definition und Ursprünge

Gehölzfutter bezeichnet die Verfütterung von Pflanzenteilen wie Zweigen, Blättern und Rinde von Bäumen und Sträuchern. Diese Praxis hat eine lange Tradition in vielen Teilen der Welt, besonders in trockenen oder gebirgigen Regionen, wo andere Futterquellen knapp sind. Das Gehölzmaterial kann frisch, getrocknet oder als Silage verwendet werden.

Infobox: Verbreitung der Gehölzfütterung weltweit

Futterarten: Welche Bäume und Sträucher eignen sich?

Tabelle: Eigenschaften von Bäumen und Sträuchern zur Gehölzfütterung

Tabelle: Eignung verschiedener Bäume und Sträucher zur Gehälzfütterung

Welche Teile der Pflanzen werden verwendet?

Zweige, Blätter und Rinde sind die Hauptkomponenten des Gehölzfutters. Diese Teile enthalten wertvolle Nährstoffe, die die Ernährung von Wiederkäuern wie Ziegen, Schafen und Rindern ergänzen. Es bieten sich verschiedene Darreichungsformen:

  • Frischfutter: Zweige und Blätter werden direkt von den Bäumen und Sträuchern verfüttert.
  • Getrocknetes Futter: Gehölzmaterial wird getrocknet und zur Fütterung in kälteren oder trockenere Jahreszeiten verwendet.
  • Silage: Gehölz wird fermentiert und als konserviertes Futter gelagert.

Auf was ist bei der Verfütterung zu achten?

1. Frischfutter

Ziege, die auf den Hinterbeinen steht, um an grüne Blätter zu gelangen
  • Verträglichkeit: Es ist darauf zu achten, dass die verwendeten Pflanzenteile verträglich sind und keine Giftstoffe enthalten. Geeignete Gehölze sind zum Beispiel Weiden, Pappeln, Haseln und Erlen. Giftige Arten wie Eiben, Robinien und Buchsbäume sollten gemieden werden.
  • Eingewöhnung: Tiere wie Ziegen, Schafe und Rinder akzeptieren frische Blätter in der Regel gut. Es kann jedoch hilfreich sein, das Futter anfangs in kleineren Mengen anzubieten, um sicherzustellen, dass es gut angenommen wird. Eine plötzliche Futterumstellung kann zu Verdauungsstörungen führen.
  • Dosierung: Gehölzfutter sollte nicht den Hauptanteil der Ernährung ausmachen, sondern eher als Ergänzung zu anderen Futtermitteln dienen. Zu große Mengen an Gehölzmaterial können Verdauungsprobleme verursachen, insbesondere bei Pflanzen mit einem höherem Gerbstoffgehalt wie beispielsweise Eichen.
Infobox: Gehölzfutter als Grundlage für Ziegen, Schafe und Rinder
  • Qualität: Frische Zweige und Blätter können direkt verfüttert werden. Es ist jedoch darauf zu achten, dass das Material nicht verschmutzt oder bereits verwelkt ist, da dies zu gesundheitlichen Problemen führen kann.
  • Sicherheit: Bei sehr harten Zweigen oder Ästen besteht die Gefahr von Verletzungen im Maul oder Verdauungstrakt, insbesondere wenn das Holz zu stark zersplittert. Daher sollten die Zweige in einer geeigneten Größe und Form angeboten werden.

2. Getrocknetes Futter

  • Herstellung: Gehölzmaterial sollte in einem gut belüfteten Raum getrocknet werden. Eine ausreichende Luftzirkulation ist wichtig, um Feuchtigkeit gleichmäßig zu entziehen und Schimmelbildung zu vermeiden. Direkte Sonneneinstrahlung sollte vermieden werden, da sie die Blätter austrocknen und die Nährstoffqualität mindern kann. Eine schattige, trockene Umgebung ist ideal. Das Gehölz sollte nicht zu schnell oder bei zu hohen Temperaturen getrocknet werden, da dies die Blätter zerbrechlich und weniger nahrhaft machen kann.
  • Lagerung: Das getrocknete Gehölz sollte an einem trockenen, gut belüfteten Ort gelagert werden, um Schimmel und Fäulnis zu vermeiden. Es ist wichtig, das Futter vor Schädlingen wie Nagetieren und Insekten zu schützen. Regelmäßige Kontrollen auf Feuchtigkeit und Schimmelbildung sind erforderlich, um die Qualität zu gewährleisten.

3. Gehölzfutter als Silage

Das Silieren von Gehölz ist bisher nicht weit verbreitet und wird eher in speziellen landwirtschaftlichen Systemen eingesetzt. Gehölzfutter an sich wird traditionell in einigen Regionen der Welt verwendet, aber das gezielte Silieren von Gehölz ist weniger bekannt und etabliert als die Silierung von Gras oder Mais. In trockenen Gebieten oder Regionen mit extremen klimatischen Bedingungen, wo herkömmliches Futter knapp wird, könnte das Silieren von Gehölz jedoch an Bedeutung gewinnen. Besonders in der Forschung und bei innovativen landwirtschaftlichen Betrieben wird diese Methode zunehmend als nachhaltige Futterquelle diskutiert, um in Zeiten von Futterknappheit oder klimatischen Herausforderungen stabile Futterquellen zu sichern.

  • Vorbereitung des Materials: Für die Silage eignen sich Gehölze wie Weiden, Pappeln und Haseln besonders gut, da sie ausreichend Feuchtigkeit für die Fermentation enthalten. Es ist wichtig, Blätter, Rinde und Zweige zu verwenden, die gut fermentieren können. Dabei sollten diese in kleine Stücke geschnitten werden, um den Silierprozess zu unterstützen und eine gleichmäßige Fermentation zu gewährleisten. Einer Studie zur Folge sollten die Blätter nicht zu fein geschnitten werden, da das Risiko der Schimmelbildung erhöht wird.
  • Versiegelung: Das geschnittene Gehölz muss in der Silagegrube oder im Silo gut verdichtet werden, um den Sauerstoff zu verdrängen. Sauerstoff fördert die Bildung von Schimmel und unerwünschten Bakterien. Eine gute Verdichtung unterstützt die anaerobe Fermentation.

Vorteile der Gehölzfutterung

  • Futterverfügbarkeit und Kostensenkung: Gehölzfutter bietet eine kontinuierliche Futterquelle, die unabhängig von saisonalen Schwankungen oder klimatischen Bedingungen genutzt werden kann. Dies reduziert die Abhängigkeit von externen Futtermitteln und senkt die Betriebskosten. Besonders in Zeiten von Futterknappheit, resultierend aus Effekten von zum Beispiel Trockenperioden, kann dies von Vorteil sein.
  • Förderung der Tiergesundheit: Gehölzfutter enthält, je nach Pflanzenart, wertvolle Nährstoffe. Darunter Rohprotein, sekundäre Pflanzenstoffe sowie Mengen- und Spurenelemente, die zur Gesundheit der Tiere beitragen. Antiparasitäre Wirkstoffe in Pflanzen wie Weiden können die Gesundheit der Tiere ebenfalls positiv beeinflussen.
  • Umweltvorteile: Durch die Integration von Gehölzen wird die Biodiversität gefördert, da sie Lebensräume für zahlreiche Tierarten bieten. Gleichzeitig verbessert das Wurzelsystem der Bäume die Bodenstruktur, reduziert Erosion und trägt zur langfristigen Bodenfruchtbarkeit bei.
Wespe auf grünen Blättern

Integration von Gehölzfutter in die Landwirtschaft

  1. Agroforstwirtschaftliche Systeme: Die Integration von Bäumen und Sträuchern entlang von Feldern oder Weiden ist individuell realisierbar. Die Gehölze bieten Schutz vor Wind und Sonne, beleben den Boden durch Laubfall und Wurzelsysteme und bieten gleichzeitig Futtermaterial.
  2. Hecken und Windschutzstreifen: Hecken aus Weiden, Haseln oder Ulmen entlang von Feldrändern oder als Umzäunung von Weideflächen können als Windschutz dienen und gleichzeitig eine Futterquelle darstellen.
    1. Gezielte Pflanzung an feuchten Standorten: Die Pflanzung von Erlen oder Pappeln an feuchten Standorten, die für den Ackerbau ungeeignet sind, ermöglicht eine sinnvolle Nutzung dieser Flächen zur Produktion von Futtergehölz. Zusätzlich können Gehölzpufferstreifen entlang von Wasserläufen angelegt werden, die sowohl vor Erosion und Nährstoffeinträgen in Gewässer schützen als auch Futter liefern.
    Systeme: Bäume können auf Weiden in regelmäßigen Abständen gepflanzt werden. Dies ermöglicht den Tieren, direkt von den Bäumen zu fressen, während sie gleichzeitig Schatten und Schutz bieten.
Infobox: Integration von Gehölz auf Weiden zur Regulation des Mikroklimas

Herausforderungen und Hindernisse

Trotz der zahlreichen Vorteile gibt es auch Herausforderungen, die bei der Gehölzfütterung berücksichtigt werden müssen:

  • Toxizität und Verdaulichkeit: Nicht alle Gehölze sind für die Fütterung geeignet. Einige Baumarten enthalten giftige Verbindungen, die bei unsachgemäßer Anwendung gesundheitliche Probleme verursachen können. Eiben oder Teile der Eichen sind ungeeignet oder giftig und sollten deshalb nicht verfüttert werden.
  • Arbeitsaufwand und Logistik: Die Ernte, Verarbeitung und Lagerung von Gehölzmaterial kann zeitaufwendig sein. Insbesondere die Bereitstellung von frischem Gehölz erfordert eine gut organisierte Logistik. Ein freier Zugang durch die Tiere auf der Weide kann hier hilfreich sein.
  • Akzeptanz durch die Tiere: Nicht alle Tiere nehmen Gehölzfutter sofort an. Eine schrittweise Einführung und Anpassung des Futterplans kann notwendig sein, um eine ausreichende Akzeptanz und Verträglichkeit zu gewährleisten.

Zukunftsperspektiven und Potenzial der Gehölzfutterung

Die Zukunftsperspektiven der Gehölzfutterung sind eng mit der Weiterentwicklung nachhaltiger Landwirtschaftssysteme verbunden. In Kombination mit Agroforstsystemen, bei denen Bäume und Sträucher systematisch in landwirtschaftliche Flächen integriert werden, bieten Gehölzfutterpflanzen eine Vielzahl von Vorteilen, die die Resilienz der Betriebe gegenüber klimatischen und ökonomischen Schwankungen erheblich steigern können. Während herkömmliche Futterquellen zunehmend durch Wetterextreme wie Dürreperioden gefährdet sind, können Gehölze durch ihre tiefen Wurzelsysteme auch in schwierigen klimatischen Bedingungen Nahrung bieten. Dies schafft eine stabile, wetterunabhängige Futterquelle, die nicht nur saisonale Schwankungen ausgleicht, sondern auch den Boden durch Laubfall und Erosionsschutz verbessert.

Aktuelle Studien zur Gehölzfutterung zeigen vielversprechende Synergien, insbesondere in der Kombination mit Agroforstsystemen. Die Einführung dieser Praxis in gemäßigten und tropischen Regionen birgt großes Potenzial, um die Nachhaltigkeit und Resilienz landwirtschaftlicher Betriebe weltweit zu stärken.

Fazit  

Gehölzfutter bietet eine nachhaltige und widerstandsfähige Futterquelle, die sowohl die Tiergesundheit fördert als auch die Umwelt schützt. Durch die Integration von Bäumen und Sträuchern in landwirtschaftliche Systeme können Betriebskosten gesenkt, die Futterverfügbarkeit verbessert und klimatische Schwankungen besser bewältigt werden. Trotz einiger Herausforderungen, wie der richtigen Auswahl von Gehölzen und der Logistik, bietet die Gehölzfutterung großes Potenzial für eine zukunftsfähige und resiliente Landwirtschaft.

FAQs

Welche Vorteile bietet Gehölzfutter im Vergleich zu herkömmlichen Futtermitteln?
Gehölzfutter ist eine nachhaltige Alternative, die Ressourcen schont, die Abhängigkeit von Importfuttermitteln verringert und langfristig die Betriebskosten senkt. Zudem verbessert es durch nährstoffreiche Zweige und Blätter die Tiergesundheit und fördert die Bodenqualität.

Welche Bäume eignen sich besonders gut für die Gehölzfutterung?
Geeignete Bäume sind unter anderem Weiden, Pappeln, Haseln und Erlen, da sie nährstoffreiche Blätter und Zweige liefern. Diese Gehölze sind robust, wachsen schnell und können regelmäßig geschnitten werden, um frisches Futter bereitzustellen.

Kann Gehölzfutter auch im Winter verwendet werden?
Ja, Gehölzfutter kann getrocknet oder als Silage konserviert und in den kälteren Monaten verfüttert werden. Es bietet eine zuverlässige Futterquelle, wenn frisches Grünfutter knapp ist, und hilft, saisonale Schwankungen auszugleichen.