Brachen & Blühstreifen: Für mehr Biodiversität in der Landwirtschaft

Mit Brachen und Blühstreifen: Diese unscheinbaren Flächen sind weit mehr als gesetzliche Pflichtübungen – sie sind lebenswichtige Rückzugsorte für Pflanzen und Tiere, die unser ökologisches Gleichgewicht aufrechterhalten. Wer ihre Bedeutung versteht, erkennt in ihnen nicht nur einen Schlüssel zur Ertragssicherug, sondern auch eine Möglichkeit, die Landwirtschaft langfristig resilienter zu gestalten.
Kernaussagen
- Landwirtschaft nachhaltig gestalten: Durch die Anlage von Brachen und Blühstreifen können Landwirte natürliche Kreisläufe stärken und ihre Felder widerstandsfähiger gegen Klima- und Umweltveränderungen machen.
- Mehr als nur ein optischer Akzent: Blühstreifen sind nicht nur schön anzusehen, sondern tragen entscheidend zur Bestäubung, Schädlingsbekämpfung und Vernetzung von Lebensräumen – und damit zur langfristigen Sicherung unserer Lebensmittelproduktion - bei.
Die Rolle von Brachen in der Landwirtschaft
Die Gesellschaft und auch Politik erwarten heutzutage einerseits hohe Erträge und andererseits eine Förderung der ökologischen Nachhaltigkeit von der Landwirtschaft. Ein zentrales Instrument zur Förderung der Biodiversität in der Agrarlandschaft sind Brachen und Blühstreifen. Diese Flächen sind mehr als nur gesetzliche Verpflichtungen: Sie bieten essentielle Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und spielen eine Schlüsselrolle für das ökologische Gleichgewicht.
Brachen sind unbewirtschaftete Ackerflächen, die bewusst der Natur überlassen werden. Sie können mit ausgewählten Kulturen begrünt werden oder durch das eigenständige Wachstum selbst begrünt werden. In Deutschland gelten ab dem 1. April eines jeden Jahres strenge Regelungen, die das Mähen und Mulchen dieser Flächen bis zum 15. August untersagen. Dieses Verbot dient in erster Linie dem Schutz von Bodenbrütern und Insekten, die in dieser Zeit auf ungestörte Lebensräume angewiesen sind. Eine Zusammenfassung der Regelungen und Ausnahmen für die Bearbeitung von Brachen haben wir hier veröffentlicht.
Doch Brachen erfüllen noch weitere wichtige Funktionen:
Eine in mehreren europäischen Ländern durchgeführte Untersuchung konnte zeigen, dass Blühstreifen in Obstplantagen signifikant zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln beitragen konnten. Durch das Anlegen von Blühstreifen in Fahrgassen wurde die Komplexität des Ökosystems erhöht, was zu einer höheren Anzahl von Nützlingen führte. Dies reduzierte den Befall mit Schädlingen wie Blattläusen erheblich, sodass in einigen Fällen der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln vollständig vermieden werden konnte. Beispielsweise lag der Schaden durch die rosige Apfelblattlaus (Dysaphis plantaginea) unterhalb der wirtschaftlichen Schadensschwelle, ohne dass Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden mussten.

Warum ist Biodiversität für die Landwirtschaft wichtig?
Insgesamt sorgt die Biodiversität dafür, dass landwirtschaftliche Systeme produktiv, nachhaltig und widerstandsfähig gegenüber den Herausforderungen der Zukunft bleiben. Ein Verlust an Biodiversität könnte zu Ertragseinbußen, einem erhöhten Bedarf an externen Betriebsmitteln und einer größeren Anfälligkeit gegenüber Umwelt- und Klimaveränderungen führen. Im Detail sehen die Vorteile folgendermaßen aus:
- Ökosystemdienstleistungen: Biodiversität unterstützt essentielle ökologische Prozesse wie Bestäubung, Bodenfruchtbarkeit und Schädlingsbekämpfung. Bestäuber wie Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten sind notwendig für die Produktion von etwa einem Drittel unserer Nahrungsmittel, während eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt insgesamt zur Erhaltung gesunder Böden beiträgt.
- Resilienz gegenüber Umweltveränderungen: Eine große Biodiversität macht landwirtschaftliche Systeme widerstandsfähiger gegenüber Klimaveränderungen, Schädlingen und Krankheiten. Unterschiedliche Arten und Sorten haben verschiedene Anpassungsfähigkeiten und Resistenzmechanismen, die es ermöglichen, unter sich stetig ändernden Bedingungen zu überleben und besser zu gedeihen.
- Erhalt genetischer Vielfalt: Die genetische Vielfalt innerhalb von Pflanzen- und Tierarten ist entscheidend für die Züchtung widerstandsfähiger und ertragreicher Sorten. Diese genetische Vielfalt ermöglicht es Züchtern, Pflanzen und Tiere zu entwickeln, die gegen neue Krankheiten resistent sind, an neue Umweltbedingungen angepasst werden können oder spezielle Ernährungsbedürfnisse erfüllen.
- Nachhaltige Landwirtschaft: Biodiversität unterstützt nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken, indem sie natürliche Kreisläufe fördert und den Bedarf an Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln reduzieren kann. So entstehen nachhaltig produzierte Lebensmitteln, weniger Umweltbelastungen und ein langfristiger Erhalt der landwirtschaftlichen Produktivität.
- Nährstoffkreisläufe: Unterschiedliche Pflanzenarten tragen dazu bei, den Nährstoffgehalt des Bodens zu erhalten und zu optimieren. Einige Pflanzen fixieren Stickstoff, während andere tiefere Bodenschichten durchwurzeln und Mineralien nach oben transportieren, die anderen Pflanzen zugutekommen.
Zukunftsperspektiven
Angesichts des dramatischen Rückgangs der Biodiversität ist die Etablierung von Brachen und Blühstreifen ein sinnvoller Schritt. Sie leisten einen entscheidenden Beitrag zur Stabilisierung der ökologischen Systeme, die auch für die Landwirtschaft von zentraler Bedeutung sind.

Besonders extensiv bewirtschaftetes Grünland mit nährstoffarmen Böden bietet einen wichtigen Lebensraum für artenreiche und seltene Pflanzengemeinschaften sowie daran angepasste, teils gefährdete Tierarten. Damit diese Maßnahmen für eine extensive Bewirtschaftung ihre volle Wirkung entfalten können, ist eine konsequente Umsetzung notwendig, die nur durch eine angemessene Förderung und Betreuung realisiert werden kann. Landwirte, die freiwillig ökologische Vorrangflächen schaffen, sollten hierbei durch angemessene Förderprogramme unterstützt werden, um entstehende Einkommenseinbußen der nicht produktiven Flächen kompensieren zu können. Gleichzeitig muss die Öffentlichkeit über die Bedeutung dieser Flächen informiert werden, um das Verständnis und die Akzeptanz zu fördern.
Kohlenstoffstoffspeicherpotenzial
Begrüntes Brachland (mehrjährig)
Mehrjährig begrünte Brachflächen können ein erhebliches Kohlenstoffspeicherpotenzial aufweisen. Durch die kontinuierliche Vegetationsdecke wird organische Substanz im Boden angereichert, was zur Bildung von Humus beiträgt. Diese Humusbildung erhöht den organischen Kohlenstoffgehalt des Bodens und trägt somit zur langfristigen Kohlenstoffspeicherung bei. Es wurde festgestellt, dass Begrünung mit mehrjährigen Pflanzenarten besonders effektiv ist, da diese tiefere Wurzelsysteme ausbilden und damit die Kohlenstoffbindung im Boden fördern.
Begrüntes Brachland (einjährig)
Auch einjährige Begrünungen können zur Kohlenstoffspeicherung beitragen, jedoch ist der Effekt tendenziell geringer als bei mehrjährigen Pflanzen. Einjährige Pflanzen haben in der Regel flachere Wurzelsysteme und bauen weniger stabile Humusformen auf. Dennoch können einjährige Begrünungen, insbesondere bei der Nutzung von stickstoffbindenden Pflanzenarten, kurzfristig zur Erhöhung des Kohlenstoffgehalts im Boden beitragen.
Unbegrüntes Brachland
Unbegrüntes Brachland weist ein geringeres Kohlenstoffspeicherpotenzial auf, da die geringer ausfallende und zunächst ausbleibende Vegetation die organische Substanz im Boden nicht ausreichend erneuert. Der Boden kann durch Erosion und mineralische Umwandlungen sogar an Kohlenstoff verlieren. Ohne Pflanzen, die organisches Material beitragen, sinkt die Bodenfruchtbarkeit und damit auch die Kohlenstoffbindungskapazität.
Begrünte Brachen mit Klim - das lohnt sich!
Wir bei Klim wollen Landwirte für die mit Brachen einhergehenden Ökosystemdienstleistungen und CO2-Speicherleistungen finanziell vergüten. Durch eine Brachebegrünung können vorhandene Bodenverdichtungen nämlich besonders effektiv beseitigt und Kohlenstoff langfristig durch den Aufbau von Humus im Boden gespeichert werden. Außerdem können Blühmischungen für begrünte Brachen bestimmte Bestäuber gezielt fördern.
Hindernisse, die aus Brachland resultieren können:
- Unkraut und invasive Arten: Brachflächen können von Unkräutern und invasiven Pflanzenarten überwuchert werden, die schwer zu kontrollieren sind und eine Wiedernutzung erschweren.
- Geringe Rentabilität: Die ausbleibende potenzielle Ernte aus der fehlenden Bewirtschaftung von Brachflächen führt zu fehlenden monetären Erträgen für die jeweilige Fläche.
- Ästhetische und soziale Auswirkungen: Brachflächen können das Landschaftsbild negativ beeinflussen und in manchen Fällen zu einer geringeren sozialen Akzeptanz führen, besonders in ländlichen Gebieten, wo gepflegte Felder als Zeichen von Produktivität und Ordnung gelten.
Fazit
Brachen und Blühstreifen bieten konkrete Vorteile für eine nachhaltige Landwirtschaft: Sie können die Biodiversität fördern, die Bodenqualität optimieren und tragen zum Klimaschutz bei. Indem du solche Flächen bewusst in deinem Betrieb integrierst, kannst du langfristig sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile erzielen. Es lohnt sich, die Möglichkeiten dieser regenerativen Methoden genauer zu betrachten und in die Praxis umzusetzen. So kann die Landwirtschaft auch in Zukunft widerstandsfähig und produktiv bleiben.
FAQs
Gibt es weitere Maßnahmen, mit denen ich die Biodiversität auf meinem Betrieb erhöhen kann?
- Vielfältige Fruchtfolgen: Durch denregelmäßigen Wechsel der Anbaukulturen kannst du den Boden schonen und eine größere Vielfalt an Pflanzenarten fördern. Dies verbessert ebenfalls die Bodenstruktur und beugt der Erosion vor.
- Nützlingshabitate schaffen: Installiere Nistkästen für Vögel und Insektenhotels, um Nützlinge wie Marienkäfer, Bienen und Schmetterlinge anzulocken. Diese helfen auch bei der natürlichen Schädlingsbekämpfung. Insektenhotels können dabei Laub-, Holz- oder Steinhaufen sein und auch Totholzhecken können als Lebensraum fungieren.
- Erhalt von Altholz: Bäume und Sträucher auf deinem Gelände bieten Lebensräume für viele Arten. Das Zurücklassen von Totholz kann zudem eine wichtige Ressource für Insekten darstellen.
Wann werden Blühstreifen angelegt?
Der beste Zeitpunkt für die Aussaat von Blühstreifen ist in der Regel im Frühjahr, nachdem die Frostgefahr vorüber ist. Die Monate März bis Mai sind ideal, da die Bodenbedingungen zu dieser Zeit oft günstig sind und die Saat genügend Zeit hat, sich zu etablieren. In manchen Regionen kann auch eine Aussaat im Spätsommer oder frühen Herbst sinnvoll sein, um von milden Temperaturen und ausreichender Feuchtigkeit zu profitieren. Es ist wichtig, die spezifischen Anforderungen der Blühmischung zu berücksichtigen und die Aussaat entsprechend anzupassen.
Welche ökologischen Unterschiede gibt es zwischen einer selbst begrünten und begrünten Brachfläche?
- Artenvielfalt:
- Selbstbegrünte Brachen: Diese Flächen entwickeln sich oft spontan mit einer Vielzahl von Wildpflanzen, die durch den Wind oder Wildtiere verbreitet werden. Dies kann zu einer gemischten Flora führen, die je nach Standort variieren kann.
- Begrünte Brachen: Hier werden spezielle Saatmischungen verwendet, die eine geplante Artenvielfalt bieten. Das kann eine höhere Dichte an nützlichen Pflanzenarten wie Wildblumen und Leguminosen garantieren, die gezielt für bestimmte ökologische Vorteile ausgewählt wurden.
- Bodenqualität und Erosion:
- Selbstbegrünte Brachen: Diese Flächen neigen zu einer unregelmäßigen Bodenbedeckung, was weniger effektiv bei der Verhinderung von Erosion ist.
- Begrünte Brachen: Durch die Auswahl von Pflanzen, die für eine dichte Bodenbedeckung und ein tiefes Wurzelwerk bekannt sind, kann Erosion besser kontrolliert und die Bodenqualität gezielt verbessert werden.