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Regenerative Praktiken

Auswirkungen der Unterbodenlockerung

20.03.2023
4 min
Bauer bearbeitet in der Abendsonne das Feld
Inhaltsverzeichnis
69%

Die Bodeneigenschaften haben einen ebenso großen Einfluss auf die Nährstoffeffizienz und somit den Ertrag der Kulturpflanzen wie Düngung, Witterung und Pflanzenschutz. Nicht nur die Gesundheit der Pflanzen, auch die Umwelt wird durch die Bodenbearbeitung beeinflusst. Die Pflanzen und Bodenlebewesen brauchen in erster Linie Sauerstoff und Wasser. Allerdings nehmen die Bodengesundheit und die natürliche Ertragsleistung der deutschen Böden kontinuierlich ab.

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Schadverdichtungen

Hauptgrund dafür sind Schadverdichtungen im Unterboden. Besonders ton- und schluffhaltige Böden sind anfällig für Verdichtungen.  Ist der Boden verdichtet, können Nährstoffe durch das Fehlen von Bodenporen nicht ausreichend zur Verfügung gestellt werden. So entstehen nicht nur für die Bodenlebewesen, auch für die Kulturpflanzen ungünstige Wachstumsbedingungen. Erkennbar wird das an frühzeitiger Notreife bis hin zum Absterben der Pflanzen. Schadverdichtungen können schon frühzeitig durch regelmäßige Spatenproben festgestellt werden. Die Verdichtung beginnt im Regelfall ab der Pflugsohle, also einer Tiefe von 25 bis 30 cm. Dies bedingt, dass der Wurzelraum der Pflanzen eingeschränkt wird. Auch das bedingt die Ertragsstärke der Kulturpflanzen.  

Verdichtungen können durch langjährige Bodenbildungs- und Verwitterungsprozesse entstehen. In der heutigen Zeit entstehen sie aber vor allem durch hohe Radlasten und das befahren von zu feuchten Böden. Auf sandigen Böden spielt sogar der Rütteleffekt, ausgelöst durch die Vibration der Maschine, eine Rolle. Außerdem werden Böden empfindlicher gegenüber Schadverdichtungen, wenn die Fläche mit einseitigen, mais-lastigen Fruchtfolgen bestellt wird.

Humusaufbau

Humus ist der entscheidende Faktor für das Pflanzenwachstum.

In einem Boden mit Schadverdichtungen herrschen ungünstige Bedingungen für Bodenlebewesen. Niederschläge dringen nicht bis in den Boden durch und fließen an der Oberfläche ab. So mangelt es an Wasser. Durch das geringe Porenvolumen mangelt es im Boden auch an Sauerstoff. Damit steigt die Gefahr für die Entstehung von Rohhumus, der durch anaerobe Organismen gebildet wird. Bei dem Prozess entstehen Huminstoffe, die nur schwer pflanzenverfügbar sind. Außerdem kann es zu Wurzelfäule und der Freisetzung giftiger Stoffe kommen.

Bekommen die Bodenlebewesen aber genügend Nahrung, entsteht Humus. Hier kann eine Tiefenlockerung behilflich sein.

Tiefenlockerung

Eine Tiefenlockerung hilft dabei, den Boden zu erschließen und Verdichtungen aufzubrechen. Das hinzugeben von Fermenten kann einen belebten Boden fördern, festgesetzte Nährstoffe können durch Fermente gelöst werden. Durch die Tiefenlockerung kann die Verdichtungszone bei Schadverdichtungen aufgebrochen und neue Bodenporen geschaffen werden. Zuerst ist es aber wichtig, die Ursache für die Verdichtung festzustellen und zu beheben. Die Tiefenlockerung sollte nur unter trockenen Bedingungen durchgeführt werden.

Die Gerätschaft für die Tiefenlockerung ist je nach Bodenart und gewünschter Lockerung auszuwählen. Hier gibt es einige geeignete Geräte auf dem Markt. Der Tiefengrubber mit breiten Lockerungsscharen beispielsweise ist für sandige Böden gut geeignet. Bei höherer Bindigkeit des Bodens können Meißelscharen am Tiefengrubber eingesetzt werden. Die Meißelscharen lockern und durchmischen den Boden intensiv.  Mit einem Tiefenlockerer können auch bloß Schlitze in den Boden gezogen werden, so wird nur eine leichte Lockerung erzielt. Grundsätzlich lockern gerade, schmale Scharen weniger als breite Scharen. Mit einem Schichtengrubber lassen sich flache Verdichtungshorizonte aufbrechen. Das hinzugeben von Fermenten kann einen belebten Boden fördern, festgesetzte Nährstoffe können durch Fermente gelöst werden.Tiefenlockerungen können bis zu einer Tiefe von 80 cm durchgeführt werden, meist genügt aber eine Lockerung bis zur Pflugsohle.

Außerdem sollte die Maßnahme gut in die Fruchtfolge integriert werden. Es empfiehlt sich, die Tiefenlockerung direkt vor einer tief wurzelnden und überwinternden Kultur durchzuführen. Zwischenfrüchte oder ein Zwischenfruchtgemenge bieten sich hier an. So kann die Biologie des Bodens stabilisiert werden. Auch durch den Anbau von Raps in direkter Folge auf die Tiefenlockerung kann die Stabilität wiederhergestellt werden. Tiefwurzelnde und Kulturen, die das Bodenleben fördern, sollten auch in den Folgejahren in die Fruchtfolge integriert werden, um die Gefügestabilität langfristig wiederherzustellen.

Trotz der positiven Effekte sollten Tiefenlockerungen nur sehr zurückhaltend eingesetzt werden. Solch eine Maßnahme ist nicht per se gut für den Boden, sie kann auch erhebliche Störungen hervorrufen. Tiefenlockerungen können dazu führen, dass das Gefüge noch instabiler und der Boden somit anfälliger für Verdichtungen wird.  Nicht nur aus Gründen der Bodengesundheit, Tiefenlockerungen sind auch sehr kostenintensiv und erfordern leistungsstarke Traktoren.

Entscheidend ist es, Maßnahmen anzuwenden, die nicht nur zur Gefügestabilisierung nach einer Tiefenlockerung, sondern auch präventiv zur Vermeidung von Schadverdichtungen durchgeführt werden.

Maßnahmen gegen Schadverdichtungen

Ein wichtiges Element, um Schadverdichtungen zu vermeiden, ist, dass die Böden so wenig wie möglich befahren werden sollten. Dies ist auch bei der Umstellung auf regenerative Methoden zu beachten und abzuwägen. Am wichtigsten ist ein gesunder Boden, denn nur der kann die Lasten der Maschinen tragen. Die Bodenstruktur und damit die Tragfähigkeit lässt sich durch regenerative Methoden deutlich verbessern. Ein Hauptgrund dafür ist, dass das Bodenleben durch Maßnahmen wie zum Beispiel Gründüngung angeregt wird. Ein wichtiger Faktor ist auch der pH- Wert des Bodens. Viele Böden in Deutschland sind durch zunehmenden Nährstoffentzug und klimabedingte Veränderungen unterversorgt und versauern. Dieser Prozess macht das Gefüge instabil und minimiert die Tragfähigkeit. Daher ist eine regelmäßige Erhaltungskalkung sehr zu empfehlen, um die Böden optimal zu versorgen.

Nicht nur der Boden kann auf die Last der Maschinen vorbereitet werden. Auch an den Maschinen und während des Arbeitsgangs können Vorkehrungen getroffen werden, die den Druck auf den Boden minimieren. Grundsätzlich sollte nur bei trockenen Bedingungen gearbeitet werden. Der Druck der Maschine auf den Boden wird maßgeblich durch den Reifendruck beeinflusst. Der Druck, der auf den Boden ausgeübt wird, entspricht ungefähr dem Reifendruck. Das heißt, je höher der Reifendruck, desto mehr Belastung für den Boden. Inzwischen gibt es auch Reifendruck-Regelanlagen, die an Maschinen nachgerüstet werden können. Nicht nur der Reifendruck, auch die Auflagefläche der Reifen spielen eine Rolle. Optimal sind Reifen mit großer Aufstandsfläche, so kann der Druck auf eine größere Fläche verteilt werden. Außerdem erhöht eine hohe Anzahl an Stollen die Zugkraft und verringert den Schlupf. Das Anpassen der Reifen und das Befahren bei passenden Bodenbedingungen schont nicht nur den Boden, es wird auch Diesel eingespart.

Fazit

Eine Tiefenlockerung kann eine wirksame Maßnahme gegen Schadverdichtungen in Böden sein und kann sowohl die Tragfähigkeit, die Gesundheit als auch die Ertragsfähigkeit der Ackerböden steigern. Doch nicht immer ist eine Tiefenlockerung das beste Mittel der Wahl. Bevor diese Maßnahme ergriffen wird, sollte gründlich abgewägt werden, ob auch Maßnahmen, die geringer in die Bodenstruktur eingreifen, angewendet werden können. Eine gesunderhaltung des Bodens und dessen Struktur durch präventive Maßnahmen ist besonders wichtig, um Schadverdichtungen vorzubeugen. Es sollte immer bedacht werden, dass eine Tiefenlockerung das Bodengefüge maßgeblich stört.