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Kritik an CO₂-Zertifikaten: Wandel im freiwilligen Kohlenstoffmarkt

15.4.2024
6 min

Unser Artikel taucht ein in die Grundlagen von CO₂-Zertifikaten, erklärt die Mechanismen des freiwilligen Kohlenstoffmarkts und zeigt auf, wie ihr hochwertige, transparente Klimaschutzprojekte identifizieren und in eure nachhaltigen Unternehmensstrategien integrieren können. Wir beleuchten die Kritik, die 2023 rund um CO₂-Kompensationen aufgekommen ist, und evaluieren, ob und wie diese Instrumente tatsächlich einen substantiellen Beitrag zum Klimaschutz und zur Erreichung eurer Nachhaltigkeitsziele leisten können.

Kernaussagen

  • CO₂-Zertifikate sind wesentlich für die Finanzierung von bedeutenden Klimaschutzprojekten und bieten euch als Unternehmen eine Möglichkeit, eure Nachhaltigkeitsstrategie ganzheitlich nach Vorne zu bringen.
  • Wichtige Qualitätskriterien für freiwillige CO₂-Zertifikate umfassen Additionalität, Transparenz, Permanenz, Vermeidung von Doppelzählungen und -Inanspruchnahme, Carbon Leakage Prävention und Verifizierung durch Dritte.
  • Die CO₂-Kompensation stand im Jahr 2023 in der Kritik, was eine Bewegung zu mehr Transparenz und Qualität ausgelöst hat.
  • Die Notwendigkeit der Investition in Klimaschutzprojekte außerhalb der eigenen Lieferkette bleibt unbestritten, um internationale Klimaziele bis 2030 zu erreichen.
  • Naturbasierte Klimalösungen bieten nicht nur CO₂-Reduktion und -Entfernung, sondern auch zahlreiche Co-Benefits für Natur und Gesellschaft, was diese Projekte bei erfahrenen Käufern besonders beliebt macht.

Bildquelle:

Was sind CO₂-Zertifikate?

CO₂-Zertifikate sind ein wichtiger Hebel für die Finanzierung von Klimaschutzprojekten. Sie werden in Projekten generiert, die aktiv CO₂ aus der Atmosphäre entfernen oder Treibhausgasemissionen reduzieren, wobei jedes Zertifikat einer Tonne CO₂ oder dem Äquivalent anderer Treibhausgase entspricht. Als Unternehmen könnt ihr diese Zertifikate im Rahmen des freiwilligen Kohlenstoffmarkts (Voluntary Carbon Market, VCM) direkt von Projektentwicklern oder über Marktplätze kaufen und so zu euren Nachhaltigkeitszielen beitragen.

Eine Abgrenzung zwischen VCM und dem Compliance-Markt ist wichtig. Der VCM ermöglicht es Unternemen, freiwillig in Klimaprojekte zu investieren, ihre unvermeidbaren Emissionen auszugleichen und Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen. Der Compliance-Markt hingegen ist von gesetzlichen Auflagen geprägt, die den Erwerb von Emissionsrechten zur Einhaltung festgelegter Emissionsgrenzen vorschreiben.

Wie werden CO₂-Zertifikate in der Landwirtschaft generiert?

In der Landwirtschaft liegt ein erhebliches Potenzial zur Bekämpfung des Klimawandels. Zentral dafür sind regenerative landwirtschaftliche Praktiken, welche auf die Regeneration und den Aufbau von Bodengesundheit abzielen. Landwirt:innen tragen durch die Anwendung regenerativer Methoden zur Entfernung von CO₂ aus der Atmosphäre bei (Removals) und reduzieren die Emissionen auf ihren Betrieben (Reductions), wodurch sie  CO₂-Zertifikate generieren können. Die zwei Arten von CO₂-Zertifikaten werden folgendermaßen generiert:

Removals werden durch die Bindung von Kohlenstoff im Boden generiert, die von Landwirt:innen durch die Umsetzung verbesserter Fruchtfolgen und den Einsatz von organischem Dünger erreicht wird. Zudem wird die Vermeidung des natürlichen Abbaus von organischem Kohlenstoff im Boden im Vergleich zum Ausgangsszenario berücksichtigt.

Reductions sind das Ergebnis der Reduktion von Treibhausgasemissionen bei der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Felder. Diese wird durch die Verringerung des Stickstoffdüngereinsatzes, die Minimierung des Pestizideinsatzes und die Anwendung einer weniger intensiven Bodenbearbeitung erreicht.Mehr zu CO₂ Zertifikaten aus der Regenerativen Landwirtschaft hier.

Qualitätskriterien von freiwilligen CO₂-Zertifikaten

Bei der Auswahl von Klimaschutzprojekten solltet ihr auf wichtige Qualitätskriterien des freiwilligen Kohlenstoffmarkts achten, um die Effektivität der Projekte zu bewerten. Dazu zählen:

  • Additionalität: Die Klimaschutzprojekte würden ohne die finanzielle Unterstützung nicht umgesetzt werden.
  • Transparenz: Die Zertifikate werden in einem öffentlichen Register erfasst, beschrieben und stillgelegt.
  • Permanenz: Die Treibhausgasreduzierung oder -entfernung ist langfristig und das Risiko einer erneuten Freisetzung minimal.
  • Keine Doppelzählung: Das Zertifikat wird nur einmal ausgestellt und stillgelegt.
  • Keine doppelte Inanspruchnahme: Es ist nur die einmalige Inanspruchnahme eines Zertifikats erlaubt, wobei keine Kombination von Länder- und Unternehmensansprüchen möglich ist.
  • Carbon Leakage Prävention: Ein Risikomanagement verhindert, dass die Reduktion oder Entfernung von Treibhausgasen in dem Projekt zu erhöhten Emissionen anderswo führt.
  • Verifizierung durch eine dritte Partei: Die Zertifikate werden von einer externen Zertifizierungsstelle verifiziert.

Die Vorteile von naturbasierten Klimaschutzprojekten

Wir möchten euch mitgeben, dass naturbasierte Projekte eine sinnvolle und wirkungsvolle Investition sind. Naturbasierte Lösungen können bis 2030 ein Drittel der notwendigen Treibhausgassenkungen liefern, um die Erderwärmung unter 2°C zu halten, und schützen gleichzeitig unsere Ökosysteme. Der Großteil der Unternehmen entscheidet sich dafür, in naturbasierte Klimaschutzprojekte zu investieren, weshalb diese mehr als 80 % der angekündigten Investitionen in Klimaschutzprojekte 2021-2025 ausmachen:

Kreisdiagramm, das den Anteil von naturbasierten Klimaschutzprojekten am gesamten Marktvolumen von 2021-2025 darstellt.
Mehr als 80 % der angekündigten Investitionen in Klimaschutzprojekte im Zeitraum 2021-2025 entfallen auf naturbasierte Projekte (Nature restoration, REDD+, jurisdicitional REDD+)³

Naturbasierte Lösungen bieten bereits heute skalierbare Ansätze zur CO₂-Entfernung aus der Atmosphäre, die deutlich kosteneffizienter umgesetzt werden als die noch in der Entwicklung steckenden technologischen Lösungen zur Speicherung von CO₂. Während die Permanenz der Kohlenstoffsequestrierung nicht auf dem gleichen Niveau gegeben ist wie bei technologischen Ansätzen, liefern naturbasierte Lösungen wichtige Co-Benefits: Sie schützen und stellen natürliche Ökosysteme wieder her, fördern Luft- und Wasserqualität sowie Biodiversität. Eine Studie von BCG und dem Environmental Defense Fund zeigt, dass insbesondere erfahrenere Käufer:innen von CO₂-Zertifikaten naturbasierten Projekten den Vorzug geben. Neben der Treibhausgaswirkung hebten die Befragten der Studie als wichtiges Qualitätsmerkmal von Klimaschutzprojekten die Co-Benefits für Natur und Gesellschaft hervor.

CO₂-Kompensation: Zwischen Kritik und Wandel

Ein integrer freiwilliger Kohlenstoffmarkt kann eine Schlüsselrolle dabei spielen, Finanzströme aus dem Privatsektor in den Klimaschutz zu lenken. Aktuell bleibt die Finanzierung für Klimaschutzprojekte deutlich hinter dem erforderlichen Niveau zurück. Der verantwortungsbewusste Einsatz von CO₂-Zertifikaten kann den globalen Übergang zu Netto-Null-Emissionen signifikant vorantreiben und wesentlich zur Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens beitragen.

Jedoch stand die CO₂-Kompensation durch den Kauf von CO₂-Zertifikaten in 2023 vermehrt in der Kritik. Recherchen von DIE ZEIT und The Guardian Anfang des Jahres haben die Ineffizienz zahlreicher Verra-verifizierter Waldschutzprojekte ans Licht gebracht und die Frage nach der Erfüllung des Kriteriums der Additionalität bei Waldschutzprojekten aufgeworfen. Die Berichte haben den VCM aufgewühlt - und in Bewegung gebracht hinzu mehr Transparenz und Qualität.

Die Praxis von Unternehmen, CO₂-Zertifikate zur Kompensation ihrer Emissionen zu nutzen und damit Klimaneutralität zu bewerben, wurde bereits vor diesen Veröffentlichungen kritisiert. Vor allem dann, wenn Klimaneutralitäts-Claims unter Nutzung von Kompensationsmaßnahmen nicht klar als solche gekennzeichnet sind, können sie Verbraucher:innen irreführen. Als Antwort darauf verschärft die EU die Richtlinien für die Verwendung von Begriffen wie „klimaneutral“ in Verbindung mit CO₂-Kompensation. Immer mehr Unternehmen gehen dazu über, ganz auf Kompensation-Claims zu verzichten und sprechen stattdessen von einem finanziellen Beitrag zu Klimaschutzprojekten: sogenannte Contribution Claims.

Einige Kritiker:innen werfen Unternehmen vor, sich durch den Kauf von CO₂-Zertifikaten ihrer Verantwortung für die Reduzierung ihrer eigenen Emissionen zu entziehen. Einige Zertifikate sind immer noch sehr günstig, so dass die Gefahr besteht, dass es attraktiver ist, Emissionen zu kompensieren als das eigene klimaschädliche Wirtschaften zu ändern. Die Kritik scheint jedoch weniger berechtigt. Eine kürzliche Studie zeigt, dass Unternehmen, die in CO₂ Zertifikate investieren, durchschnittlich 1,8-mal schneller ihre Emissionen reduzieren als Unternehmen, die dies nicht tun.

Ausblick: Skalierung des freiwilligen Kohlenstoffmarkts

Man kann sagen, dass 2023 ein Jahr des Umdenkens im freiwilligen Kohlenstoffmarkt markierte. Die öffentliche Kritik bewirkte einen Rückgang der Nachfrage nach CO₂ Zertifikaten um 15-20% – weniger als von vielen erwartet – und löste einen deutlichen Trend hin zu mehr Qualität und Transparenz aus. Unternehmen zeigen sich zunehmend bereit, für die Qualität von Zertifikaten einen höheren Preis zu zahlen. Darüber hinaus entscheiden sich Käufer:innen vermehrt dazu, in ein diversifiziertes Portfolio von Projekten zu investieren, um die verschiedenen Vor- und Nachteile – von naturbasierten oder technologiebasierten Ansätzen, Reduktions- oder Removalprojekten, regional oder im globalen Süden angesiedelten Projekten – auszubalancieren.

Bei aller berechtigter Kritik sind sich die Marktteilnehmenden einig, dass es zusätzlich zur Reduktion der eigenen Emissionen der Investition in Klimaschutzprojekte außerhalb der eigenen Lieferkette bedarf. Das derzeitige Investitionsvolumen in CO₂ Zertifikate auf dem VCM beträgt nur ein Drittel des Volumens, das erforderlich ist, um die bis 2030 vereinbarten Klimaziele zu erreichen. Den Untersuchungen von Trove zufolge benötigt es weitere 90 Milliarden Dollar an Kapital, um das erforderliche Volumen an Zertifikaten zu erreichen.

Brancheninitiativen wie der Integrity Council for the Voluntary Carbon Market (ICVCM) und die Voluntary Carbon Markets Integrity Initiative (VCMI) tragen dazu bei, die notwendige Transparenz und Qualität auf dem VCM zu erreichen, die wir benötigen. Hoffnungsvoll stimmt uns vor allem, dass die diversen Initiativen, die in den verschiedenen Phasen der unternehmerischen Dekarbonisierung eine Rolle spielen, verstärkt zusammenarbeiten und ihre Anforderungen in Einklang bringen wollen, darunter das Greenhouse Gas Protocol und die Science Based Target Inititative, auf deren Grundlage viele Unternehmen ihre Klimabilanzen berechnen und Klimaziele definieren. Einige Standards sind noch in Entwurfsfassungen und wir beobachten deren Entwicklung.

In Klimaschutz und Bodengesundheit in der Region investieren

Warten bis alle Standards finalisiert sind? Keine gute Lösungen, finden wir. Der Bedarf an Finanzierung für Klimaschutzprojekte ist hoch und die Zeit läuft uns davon. Durch die Investition in hochwertige Klimaschutzprojekte kann euer Unternehmen mit positivem Beispiel vorangehen, um eure Kundentreue zu erhöhen, einen starken Wettbewerbsvorteil zu erzielen und einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu kreieren.

Wenn ihr euch für ein regionales Projekt interessiert, das ihr euch vor Ort anschauen könnt, sind Klims Projekte in der Regenerativen Landwirtschaft vielleicht genau das Richtige für euch. Wir unterstützen Landwirt:innen bei der Integration von regenerativen Maßnahmen auf ihrem Betrieb, um die wichtigste Ressource der Menschheit zu schützen: unseren Boden. Regenerative Landwirtschaftsprojekte gehen über die Reduzierung und Entfernung von CO₂ hinaus, indem sie Böden gesünder und resilienter machen und Biodiversität fördern. Verifizierte CO₂-Zertifikate könnt ihr direkt bei uns erwerben: Frage gerne hier mehr Informationen an.

Mehr Informationen erhalten, um das Potenzial der Regenerativen Landwirtschaft in eurem Unternehmen zu nutzen.

Mehr Informationen anfragen
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Kritik an CO₂-Zertifikaten: Wandel im freiwilligen Kohlenstoffmarkt

15.4.2024
6 min

Unser Artikel taucht ein in die Grundlagen von CO₂-Zertifikaten, erklärt die Mechanismen des freiwilligen Kohlenstoffmarkts und zeigt auf, wie ihr hochwertige, transparente Klimaschutzprojekte identifizieren und in eure nachhaltigen Unternehmensstrategien integrieren können. Wir beleuchten die Kritik, die 2023 rund um CO₂-Kompensationen aufgekommen ist, und evaluieren, ob und wie diese Instrumente tatsächlich einen substantiellen Beitrag zum Klimaschutz und zur Erreichung eurer Nachhaltigkeitsziele leisten können.

Autor
Chiara Zastrow
Chiara Zastrow
B2B Marketing Manager

Kernaussagen

  • CO₂-Zertifikate sind wesentlich für die Finanzierung von bedeutenden Klimaschutzprojekten und bieten euch als Unternehmen eine Möglichkeit, eure Nachhaltigkeitsstrategie ganzheitlich nach Vorne zu bringen.
  • Wichtige Qualitätskriterien für freiwillige CO₂-Zertifikate umfassen Additionalität, Transparenz, Permanenz, Vermeidung von Doppelzählungen und -Inanspruchnahme, Carbon Leakage Prävention und Verifizierung durch Dritte.
  • Die CO₂-Kompensation stand im Jahr 2023 in der Kritik, was eine Bewegung zu mehr Transparenz und Qualität ausgelöst hat.
  • Die Notwendigkeit der Investition in Klimaschutzprojekte außerhalb der eigenen Lieferkette bleibt unbestritten, um internationale Klimaziele bis 2030 zu erreichen.
  • Naturbasierte Klimalösungen bieten nicht nur CO₂-Reduktion und -Entfernung, sondern auch zahlreiche Co-Benefits für Natur und Gesellschaft, was diese Projekte bei erfahrenen Käufern besonders beliebt macht.

Was sind CO₂-Zertifikate?

CO₂-Zertifikate sind ein wichtiger Hebel für die Finanzierung von Klimaschutzprojekten. Sie werden in Projekten generiert, die aktiv CO₂ aus der Atmosphäre entfernen oder Treibhausgasemissionen reduzieren, wobei jedes Zertifikat einer Tonne CO₂ oder dem Äquivalent anderer Treibhausgase entspricht. Als Unternehmen könnt ihr diese Zertifikate im Rahmen des freiwilligen Kohlenstoffmarkts (Voluntary Carbon Market, VCM) direkt von Projektentwicklern oder über Marktplätze kaufen und so zu euren Nachhaltigkeitszielen beitragen.

Eine Abgrenzung zwischen VCM und dem Compliance-Markt ist wichtig. Der VCM ermöglicht es Unternemen, freiwillig in Klimaprojekte zu investieren, ihre unvermeidbaren Emissionen auszugleichen und Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen. Der Compliance-Markt hingegen ist von gesetzlichen Auflagen geprägt, die den Erwerb von Emissionsrechten zur Einhaltung festgelegter Emissionsgrenzen vorschreiben.

Wie werden CO₂-Zertifikate in der Landwirtschaft generiert?

In der Landwirtschaft liegt ein erhebliches Potenzial zur Bekämpfung des Klimawandels. Zentral dafür sind regenerative landwirtschaftliche Praktiken, welche auf die Regeneration und den Aufbau von Bodengesundheit abzielen. Landwirt:innen tragen durch die Anwendung regenerativer Methoden zur Entfernung von CO₂ aus der Atmosphäre bei (Removals) und reduzieren die Emissionen auf ihren Betrieben (Reductions), wodurch sie  CO₂-Zertifikate generieren können. Die zwei Arten von CO₂-Zertifikaten werden folgendermaßen generiert:

Removals werden durch die Bindung von Kohlenstoff im Boden generiert, die von Landwirt:innen durch die Umsetzung verbesserter Fruchtfolgen und den Einsatz von organischem Dünger erreicht wird. Zudem wird die Vermeidung des natürlichen Abbaus von organischem Kohlenstoff im Boden im Vergleich zum Ausgangsszenario berücksichtigt.

Reductions sind das Ergebnis der Reduktion von Treibhausgasemissionen bei der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Felder. Diese wird durch die Verringerung des Stickstoffdüngereinsatzes, die Minimierung des Pestizideinsatzes und die Anwendung einer weniger intensiven Bodenbearbeitung erreicht.Mehr zu CO₂ Zertifikaten aus der Regenerativen Landwirtschaft hier.

Qualitätskriterien von freiwilligen CO₂-Zertifikaten

Bei der Auswahl von Klimaschutzprojekten solltet ihr auf wichtige Qualitätskriterien des freiwilligen Kohlenstoffmarkts achten, um die Effektivität der Projekte zu bewerten. Dazu zählen:

  • Additionalität: Die Klimaschutzprojekte würden ohne die finanzielle Unterstützung nicht umgesetzt werden.
  • Transparenz: Die Zertifikate werden in einem öffentlichen Register erfasst, beschrieben und stillgelegt.
  • Permanenz: Die Treibhausgasreduzierung oder -entfernung ist langfristig und das Risiko einer erneuten Freisetzung minimal.
  • Keine Doppelzählung: Das Zertifikat wird nur einmal ausgestellt und stillgelegt.
  • Keine doppelte Inanspruchnahme: Es ist nur die einmalige Inanspruchnahme eines Zertifikats erlaubt, wobei keine Kombination von Länder- und Unternehmensansprüchen möglich ist.
  • Carbon Leakage Prävention: Ein Risikomanagement verhindert, dass die Reduktion oder Entfernung von Treibhausgasen in dem Projekt zu erhöhten Emissionen anderswo führt.
  • Verifizierung durch eine dritte Partei: Die Zertifikate werden von einer externen Zertifizierungsstelle verifiziert.

Die Vorteile von naturbasierten Klimaschutzprojekten

Wir möchten euch mitgeben, dass naturbasierte Projekte eine sinnvolle und wirkungsvolle Investition sind. Naturbasierte Lösungen können bis 2030 ein Drittel der notwendigen Treibhausgassenkungen liefern, um die Erderwärmung unter 2°C zu halten, und schützen gleichzeitig unsere Ökosysteme. Der Großteil der Unternehmen entscheidet sich dafür, in naturbasierte Klimaschutzprojekte zu investieren, weshalb diese mehr als 80 % der angekündigten Investitionen in Klimaschutzprojekte 2021-2025 ausmachen:

Kreisdiagramm, das den Anteil von naturbasierten Klimaschutzprojekten am gesamten Marktvolumen von 2021-2025 darstellt.
Mehr als 80 % der angekündigten Investitionen in Klimaschutzprojekte im Zeitraum 2021-2025 entfallen auf naturbasierte Projekte (Nature restoration, REDD+, jurisdicitional REDD+)³

Naturbasierte Lösungen bieten bereits heute skalierbare Ansätze zur CO₂-Entfernung aus der Atmosphäre, die deutlich kosteneffizienter umgesetzt werden als die noch in der Entwicklung steckenden technologischen Lösungen zur Speicherung von CO₂. Während die Permanenz der Kohlenstoffsequestrierung nicht auf dem gleichen Niveau gegeben ist wie bei technologischen Ansätzen, liefern naturbasierte Lösungen wichtige Co-Benefits: Sie schützen und stellen natürliche Ökosysteme wieder her, fördern Luft- und Wasserqualität sowie Biodiversität. Eine Studie von BCG und dem Environmental Defense Fund zeigt, dass insbesondere erfahrenere Käufer:innen von CO₂-Zertifikaten naturbasierten Projekten den Vorzug geben. Neben der Treibhausgaswirkung hebten die Befragten der Studie als wichtiges Qualitätsmerkmal von Klimaschutzprojekten die Co-Benefits für Natur und Gesellschaft hervor.

CO₂-Kompensation: Zwischen Kritik und Wandel

Ein integrer freiwilliger Kohlenstoffmarkt kann eine Schlüsselrolle dabei spielen, Finanzströme aus dem Privatsektor in den Klimaschutz zu lenken. Aktuell bleibt die Finanzierung für Klimaschutzprojekte deutlich hinter dem erforderlichen Niveau zurück. Der verantwortungsbewusste Einsatz von CO₂-Zertifikaten kann den globalen Übergang zu Netto-Null-Emissionen signifikant vorantreiben und wesentlich zur Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens beitragen.

Jedoch stand die CO₂-Kompensation durch den Kauf von CO₂-Zertifikaten in 2023 vermehrt in der Kritik. Recherchen von DIE ZEIT und The Guardian Anfang des Jahres haben die Ineffizienz zahlreicher Verra-verifizierter Waldschutzprojekte ans Licht gebracht und die Frage nach der Erfüllung des Kriteriums der Additionalität bei Waldschutzprojekten aufgeworfen. Die Berichte haben den VCM aufgewühlt - und in Bewegung gebracht hinzu mehr Transparenz und Qualität.

Die Praxis von Unternehmen, CO₂-Zertifikate zur Kompensation ihrer Emissionen zu nutzen und damit Klimaneutralität zu bewerben, wurde bereits vor diesen Veröffentlichungen kritisiert. Vor allem dann, wenn Klimaneutralitäts-Claims unter Nutzung von Kompensationsmaßnahmen nicht klar als solche gekennzeichnet sind, können sie Verbraucher:innen irreführen. Als Antwort darauf verschärft die EU die Richtlinien für die Verwendung von Begriffen wie „klimaneutral“ in Verbindung mit CO₂-Kompensation. Immer mehr Unternehmen gehen dazu über, ganz auf Kompensation-Claims zu verzichten und sprechen stattdessen von einem finanziellen Beitrag zu Klimaschutzprojekten: sogenannte Contribution Claims.

Einige Kritiker:innen werfen Unternehmen vor, sich durch den Kauf von CO₂-Zertifikaten ihrer Verantwortung für die Reduzierung ihrer eigenen Emissionen zu entziehen. Einige Zertifikate sind immer noch sehr günstig, so dass die Gefahr besteht, dass es attraktiver ist, Emissionen zu kompensieren als das eigene klimaschädliche Wirtschaften zu ändern. Die Kritik scheint jedoch weniger berechtigt. Eine kürzliche Studie zeigt, dass Unternehmen, die in CO₂ Zertifikate investieren, durchschnittlich 1,8-mal schneller ihre Emissionen reduzieren als Unternehmen, die dies nicht tun.

Ausblick: Skalierung des freiwilligen Kohlenstoffmarkts

Man kann sagen, dass 2023 ein Jahr des Umdenkens im freiwilligen Kohlenstoffmarkt markierte. Die öffentliche Kritik bewirkte einen Rückgang der Nachfrage nach CO₂ Zertifikaten um 15-20% – weniger als von vielen erwartet – und löste einen deutlichen Trend hin zu mehr Qualität und Transparenz aus. Unternehmen zeigen sich zunehmend bereit, für die Qualität von Zertifikaten einen höheren Preis zu zahlen. Darüber hinaus entscheiden sich Käufer:innen vermehrt dazu, in ein diversifiziertes Portfolio von Projekten zu investieren, um die verschiedenen Vor- und Nachteile – von naturbasierten oder technologiebasierten Ansätzen, Reduktions- oder Removalprojekten, regional oder im globalen Süden angesiedelten Projekten – auszubalancieren.

Bei aller berechtigter Kritik sind sich die Marktteilnehmenden einig, dass es zusätzlich zur Reduktion der eigenen Emissionen der Investition in Klimaschutzprojekte außerhalb der eigenen Lieferkette bedarf. Das derzeitige Investitionsvolumen in CO₂ Zertifikate auf dem VCM beträgt nur ein Drittel des Volumens, das erforderlich ist, um die bis 2030 vereinbarten Klimaziele zu erreichen. Den Untersuchungen von Trove zufolge benötigt es weitere 90 Milliarden Dollar an Kapital, um das erforderliche Volumen an Zertifikaten zu erreichen.

Brancheninitiativen wie der Integrity Council for the Voluntary Carbon Market (ICVCM) und die Voluntary Carbon Markets Integrity Initiative (VCMI) tragen dazu bei, die notwendige Transparenz und Qualität auf dem VCM zu erreichen, die wir benötigen. Hoffnungsvoll stimmt uns vor allem, dass die diversen Initiativen, die in den verschiedenen Phasen der unternehmerischen Dekarbonisierung eine Rolle spielen, verstärkt zusammenarbeiten und ihre Anforderungen in Einklang bringen wollen, darunter das Greenhouse Gas Protocol und die Science Based Target Inititative, auf deren Grundlage viele Unternehmen ihre Klimabilanzen berechnen und Klimaziele definieren. Einige Standards sind noch in Entwurfsfassungen und wir beobachten deren Entwicklung.

In Klimaschutz und Bodengesundheit in der Region investieren

Warten bis alle Standards finalisiert sind? Keine gute Lösungen, finden wir. Der Bedarf an Finanzierung für Klimaschutzprojekte ist hoch und die Zeit läuft uns davon. Durch die Investition in hochwertige Klimaschutzprojekte kann euer Unternehmen mit positivem Beispiel vorangehen, um eure Kundentreue zu erhöhen, einen starken Wettbewerbsvorteil zu erzielen und einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft zu kreieren.

Wenn ihr euch für ein regionales Projekt interessiert, das ihr euch vor Ort anschauen könnt, sind Klims Projekte in der Regenerativen Landwirtschaft vielleicht genau das Richtige für euch. Wir unterstützen Landwirt:innen bei der Integration von regenerativen Maßnahmen auf ihrem Betrieb, um die wichtigste Ressource der Menschheit zu schützen: unseren Boden. Regenerative Landwirtschaftsprojekte gehen über die Reduzierung und Entfernung von CO₂ hinaus, indem sie Böden gesünder und resilienter machen und Biodiversität fördern. Verifizierte CO₂-Zertifikate könnt ihr direkt bei uns erwerben: Frage gerne hier mehr Informationen an.

Chiara Zastrow

Chiara Zastrow ist fasziniert von naturbasierten Klimalösungen und deren Relevanz für die Nachhaltigkeitsstrategien von Unternehmen. Mit ihrem Hintergrund in Marketing und Umweltökonomie gibt sie Einblicke in die neusten Entwicklungen auf dem Markt und zeigt auf, wie Unternehmen agieren können.

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