5 Dinge, die du über die CO₂ Kompensation wissen musst
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Die CO₂ Kompensation ist zu einer beliebten Strategie für Unternehmen geworden, um ihre Auswirkungen auf das Klima zu verringern und zur Erreichung globaler Netto-Null-Emissionen beizutragen. Im Jahr 2022 erreichten die Carbon Credits, die auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt gekauft wurden, einen Wert von 1,35 Mrd. USD. Es wird erwartet, dass die Anzahl der gekauften Credits in diesem Jahr um 22 % steigt. [1] Allerdings gibt es auch Kritik an diesem Ansatz, und auf dem Markt entwickeln sich neue Möglichkeiten. Hast du den freiwilligen Kohlenstoffmarkt noch nicht vollständig verstanden? Keine Sorge, wir möchten gerne unsere fünf wichtigsten Erkenntnisse mit dir teilen.
Kernaussagen
- Klimaschutzprojekte, die zur Reduzierung oder Entfernung von Emissionen beitragen, können sogenannte Carbon Credits generieren, welche über den freiwilligen Kohlenstoffmarkt an Privatpersonen und Unternehmen verkauft werden.
- Es gibt es zwei Arten von Carbon Credits: Reduction Credits und Removal Credits.
- Um die Wirksamkeit von Kompensationsprojekten einzuschätzen, empfehlen wir auf bestimmte Qualitätskriterien zu achten.
- Die kritischen Nachforschungen auf dem freiwilligen Kohlenstoffmarkt können eine positive Kraft sein, die zu mehr Transparenz und Effektivität antreibt und effektive Lösungen hervorbringt. Eine dieser Lösungen ist die Regenerative Landwirtschaft.
- Als vielversprechende Alternative können Unternehmen sich auch für sogenannte Contribution Credits entscheiden, mit denen sie Klimaschutzprojekte finanziell unterstützen können.
1) Was ist der freiwillige Kohlenstoffmarkt?
Der freiwillige Kohlenstoffmarkt (Voluntary Carbon Market, VCM) existiert parallel zum Compliance-Markt. Während die Teilnahme am Compliance-Markt obligatorisch ist für Unternehmen, die gesetzlich verpflichtet sind, ihre Emissionen zu reduzieren, ist der VCM eine freiwillige Option. Klimaschutzprojekte, die zur Reduzierung oder Entfernung von Emissionen beitragen, können sogenannte Carbon Credits (CO₂ Zertifikate) generieren. Jeder Credit entspricht einer metrischen Tonne CO₂ Äquivalent (CO₂e, Äquivalent für andere Treibhausgase). Diese Credits können über den VCM an Privatpersonen und Unternehmen verkauft werden, die ihren eigenen CO₂ Fußabdruck ausgleichen möchten. Es gibt eine Vielzahl von Klimaschutzprojekten, die von der Entwicklung erneuerbarer Energien über Aufforstungsinitiativen bis hin zur Regenerativen Landwirtschaft reichen. Falls ihr von letzterem noch nicht gehört habt: Die Regenerative Landwirtschaft trägt dazu bei, Treibhausgasemissionen zu senken und Kohlenstoff im Boden zu speichern, was dessen Gesundheit, Biodiversität und Wasserspeicherfähigkeit erhöht, ihn resilienter gegenüber Dürren macht und zudem die Profitabilität der Landwirt:innen steigert. Möchtet ihr mehr erfahren? Hier entlang.
2) Die zwei Arten von Carbon Credits: Reduction vs. Removal Credits
Auf dem VCM gibt es zwei Arten von Carbon Credits: Reduction Credits und Removal Credits. Reduction Credits entstehen in Projekten, die zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen in die Atmosphäre beitragen. Dies kann beispielsweise durch die Nutzung erneuerbarer Energien, Energieeffizienzmaßnahmen oder die Reduzierung von Stickstoffdüngern und Pestiziden in der Landwirtschaft erreicht werden.
Im Gegensatz dazu werden Removal Credits in Projekten generiert, die Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernen. Ein Beispiel für eine technische Methode zur Entfernung von CO₂ aus der Atmosphäre ist die CO₂ Abscheidung und Speicherung (Carbon Capture and Storage). Dabei wird Kohlendioxid dauerhaft der Atmosphäre entzogen und unterirdisch in geologischen Reservoirs gespeichert.
Carbon Removal kann allerdings auch durch verschiedene natürliche Prozesse erfolgen, die als naturbasierte Lösungen bezeichnet werden. Naturbasierte Lösungen nutzen die natürliche Fähigkeit von Pflanzen, Kohlendioxid durch Photosynthese in gebundenen Kohlenstoff umzuwandeln und in ihrer Biomasse zu speichern. Die Speicherung von Kohlenstoff in der Biomasse von Pflanzen ist ein Beispiel für eine vorübergehende Entfernung, da der Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre freigesetzt wird, wenn die Pflanze abstirbt.
Einige naturbasierte Lösungen können jedoch auch zu einer dauerhaften Entfernung von CO₂ führen. Wenn sich organisches Material im Boden zersetzt, bildet es stabile Kohlenstoffverbindungen, die über lange Zeiträume im Boden verbleiben können. Dieser Prozess wird als Kohlenstoffsequestration in der organischen Bodensubstanz bezeichnet, und die Regenerative Landwirtschaft macht sich diesen Prozess zunutze. Dennoch muss die Dauerhaftigkeit der Entfernung auch hier berücksichtigt werden, da veränderte Bewirtschaftungspraktiken unter Umständen den Kohlenstoff wieder freisetzen können.
Neben der Entfernung von CO₂ bieten naturbasierte Lösungen durch den Schutz oder die Wiederherstellung von Ökosystemen auch eine Reihe anderer wichtiger Vorteile für Mensch und Natur, wie z. B. den Schutz der Biodiversität sowie die Sicherung der Lebensmittel- und Wasserversorgung.
3) Qualitätskriterien für Kompensationsprojekte
Um die Wirksamkeit von Kompensationsprojekten einzuschätzen, empfehlen wir auf bestimmte Qualitätskriterien zu achten. Die folgenden Kriterien sind relevant für die Qualität von Carbon Credits:
- Zusätzlichkeit: Die Klimaschutzprojekte würden ohne die finanzielle Unterstützung nicht stattfinden.
- Transparenz: Die Projekte werden in einem öffentlichen Register erfasst, beschrieben und stillgelegt.
- Dauerhaftigkeit: Die Treibhausgas-Reduzierung oder -Entfernung ist langfristig und das Risiko einer erneuten Freisetzung minimal.
- Keine Doppelzählung: Der Credit wird nur einmal ausgestellt und stillgelegt.
- Keine doppelte Inanspruchnahme: Es ist nur die einmalige Inanspruchnahme eines Credits erlaubt, wobei keine Kombination von Länder- und Unternehmensansprüchen möglich ist.
- Überprüfung durch eine dritte Partei: Die Credits werden von einer Zertifizierungsstelle verifiziert.
Wir empfehlen, beim Kauf von Kauf von Credits darauf zu achten, ob diese durch eine Zertifizierungsstelle, wie zum Beispiel Verra, Gold Standard oder TüV Nord, verifiziert sind und dich von dem Anbieter der Credits über die oben genannten Qualitätskriterien aufklären zu lassen.
4) Sich der Kritik an der CO₂ Kompensation stellen
In den letzten Jahren ist die CO₂ Kompensation in die Kritik geraten. Kritiker:innen werfen Unternehmen vor, sich durch den Kauf von Credits ihrer Verantwortung für die Reduzierung ihrer eigenen Emissionen zu entziehen. Einige Credits sind sehr günstig, so dass die Gefahr besteht, dass es viel attraktiver ist, Emissionen zu kompensieren, als das eigene klimaschädliche Verhalten zu ändern. Anfang des Jahres haben Recherchen von DIE ZEIT [2] und The Guardian [3] die Ineffizienz zahlreicher Verra-verifizierter Waldschutzprojekte ans Licht gebracht und die Frage nach der Erfüllung des Kriteriums der Zusätzlichkeit bei Waldschutzprojekten aufgeworfen. Zudem bestehen Bedenken hinsichtlich möglicher negativer Auswirkungen von Kompensationsprojekten in Ländern des Globalen Südens auf die lokale Bevölkerung. [4]
Um einen nachhaltigen VCM zu gewährleisten, müssten die Überwachungs- und Verifizierungsprozesse durch standardisierte Berichtsformate, eine globale Datenbank und die Kontrolle von unabhängigen Institutionen transparenter und zugänglicher werden. [5] Dies ist bis heute nicht der Fall. Die kritischen Nachforschungen auf dem VCM können jedoch eine positive Kraft sein, die die Marktteilnehmer:innen zu mehr Transparenz und Effektivität antreibt.
Kein Klimaprojekt ist perfekt, aber es gibt wirkungsvolle Lösungen. Eine dieser Lösungen ist die Regenerative Landwirtschaft, die das Potenzial hat, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und gleichzeitig die Bodengesundheit zu verbessern, die Artenvielfalt zu erhöhen, die Ertragssicherheit zu gewährleisten und das Wohlergehen von Landwirt:innen zu fördern. Die Nicht-Investition in Klimaschutz als Reaktion auf Kritik kann keine Antwort auf die Klimakrise sein. Stattdessen sollten Unternehmen sorgfältig Lösungen auswählen, die sie als besonders wirkungsvoll einschätzen.
Es ist wichtig, dass jedes Unternehmen die Reduzierung von Emissionen als oberste Priorität betrachtet. Zusätzlich dazu ist die Investition in Klimaschutzprojekte eine wichtige Ergänzung, um globale Klimaschutzziele zu erreichen. Damit die international vereinbarten Klimaziele bis 2030 erreicht werden können, müssen die jährlichen Investitionen in den Klimaschutz drastisch erhöht werden. [6] Die Finanzierung durch den Privatsektor ist dabei unerlässlich.
5) Die vielversprechende Alternative: Contribution Credits
Gibt es neben dem Kauf von Carbon Credits noch andere Möglichkeiten für Unternehmen, den Klimaschutz über ihre eigene Wertschöpfungskette hinaus zu unterstützen? Ja, die gibt es. Unternehmen können sich auch für sogenannte Contribution Credits entscheiden, mit denen sie globale oder lokale Klimaschutzprojekte finanziell unterstützen können, genau wie mit Carbon Credits. Im Gegensatz zur traditionellen Kompensation haben Unternehmen hier nicht die Möglichkeit, ihre Emissionen auszugleichen oder Klimaneutralität zu erreichen. Dies reduziert den Anreiz, primär die günstigsten verfügbaren Credits zu erwerben, um die größtmögliche Menge an Emissionen auszugleichen. Stattdessen werden Unternehmen ermutigt, die Auswirkungen der von ihnen unterstützten Projekte zu bewerten und diejenigen auszuwählen, von denen sie die größte Wirksamkeit erwarten.
Contribution Credits erzielen nicht nur eine positive Wirkung durch die Reduzierung und Entfernung von Treibhausgasen, sondern gehen oft darüber hinaus. Die Projekte bringen bedeutende Nebeneffekte mit sich, wie zum Beispiel positive soziale Auswirkungen oder den Schutz der biologischen Vielfalt. Dadurch tragen sie zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen bei.
Mit dem sinkenden Interesse von Unternehmen, sich oder ihre Produkte als klimaneutral zu bezeichnen, gewinnt die Investition in Contribution Credits an Bedeutung. Immer mehr Unternehmen setzen auf diesen Ansatz, auch wenn nicht alle dies ausdrücklich so benennen. Wir bei Klim unterstützen diese Entwicklungen sehr.
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