Hürden für Verbraucher:innen und das Potenzial für Unternehmen

Nachhaltigkeit in der Lebensmittelindustrie

In den letzten Jahrzehnten sind die Auswirkungen des Klimawandels auf der ganzen Welt immer spürbarer geworden, sodass die Bekämpfung des Klimawandels für viele Regierungen, Unternehmen und Individuen den Status einer Priorität erlangt hat. Gerade der Lebensmittelsektor ist einer der Hauptakteure der Klimakrise und für mehr als ¼ (26 %) der weltweiten Emissionen verantwortlich, wobei 20 % der Landwirtschaft und 6 %  Lebensmittelabfällen zuzurechnen sind. Studien zeigen, dass sowohl die Hersteller und Händler, als auch Landwirtschaft und Verbraucher:innen Maßnahmen ergreifen müssen, um die Nachhaltigkeit in der Branche zu fördern.

Welche Rolle und Bedeutung haben Verbraucher:innen für die Nachhaltigkeit in der Lebensmittelbranche?

Grundsätzlich sind sich Wissenschaftler einig, dass unsere Konsumgewohnheiten und unser Lebensstil erhebliche negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft haben. Die Lebensmittelindustrie und insbesondere die Landwirtschaft verursachen nicht nur eine enorme Menge an Treibhausgasemissionen, sondern tragen auch zu verschiedenen anderen Problemen wie Boden- und Wasserverschmutzung, Wüstenbildung und Verlust der Biodiversität bei. 

Infolge dieser Auswirkungen haben sich Forscher:innen und Regierungsbeamt:innen für einen Wandel hin zu nachhaltigem Konsum ausgesprochen, der auch eines der wichtigsten Ziele für nachhaltige Entwicklung darstellt (SDG 12: Verantwortungsvoller Konsum und Produktion). Obwohl die Landwirt:innen den ersten Schritt in diese Richtung gehen, indem sich immer mehr entscheiden, klimafreundlichere Produkte anzubieten, liegt es letztendlich an den Endverbraucher:innen, sich beim Einkauf immer wieder auf’s neue für diese Produkte zu entscheiden.

Was sind die Hindernisse für ein nachhaltiges Verbraucher:innenverhalten?

Um die Nachhaltigkeit in der Lebensmittelbranche zu stärken, ist eine Veränderung im Konsumverhalten erforderlich. Laut einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) zum Umweltbewusstsein in Deutschland, stimmten 92 % der Befragten zu, dass nachhaltige Landwirtschaft gefördert werden muss, um den Klimawandel zu bekämpfen. Dennoch konsumierten die Deutschen im Jahr 2017 nur 8,3 % nachhaltige und umweltfreundliche Produkte, was eine unfassbar große Spanne zwischen der Einstellung und dem tatsächlichen Verhalten aufzeigt - die so called “Attitude-Behavior Gap” oder auch “Green Gap”.  

Laut UNEP (2005) lässt sich dieses Phänomen durch mehrere Hürden, die seitens der Konsument:innen bestritten werden müssen, erklären, wie z. B. fehlende Informationen über die Lieferkette, mangelndes Vertrauen in Nachhaltigkeitsangaben und -siegel, hohe Preise sowie die mangelnde Verfügbarkeit bzw. fehlendes Bewusstsein über das vorhandene Angebot. Diese Hindernisse wurden in einer Studie untersucht, für die 450 Personen in ganz Deutschland befragt wurden: 

Details und Informationen zur Lieferkette:

Insgesamt ergab die Studie, dass 87,6 % der Befragten ein Produkt glaubwürdiger finden würden, wenn auf der Verpackung ausführliche Informationen über die Lieferkette zu finden wären. 85,6 % gaben an, dass sie das Produkt infolgedessen eher kaufen würden. 

Die transparente Bereitstellung von Informationen über Nachhaltigkeit in der Lieferkette, kann daher nicht nur die Glaubwürdigkeit des Produktes und des Unternehmens erhöhen, sondern auch den Umsatz erhöhen. 

Vertrauen in Labels/Gütesiegel

Die Umfrage fand heraus, dass Gütesiegel für 64,4 % der Konsumierenden eine gewisse Wichtigkeit beim Lebensmitteleinkauf haben, dass sie aber eine Überprüfung durch unabhängige Dritte wie TÜV oder Politik bevorzugen würden. 

Preis von nachhaltigen Produkten

Was den Preis betrifft, sind sich 94,7 % der Befragten sicher, dass nachhaltige Produkte teurer sind als konventionell. Doch wie sieht es mit der Mehrzahlbereitschaft aus? Diesbezüglich stimmten 71,3 % zu, dass sie bereit wären, diesen höheren Preis auch zu bezahlen -  vorausgesetzt, sie kennen die Ursache für die Mehrkosten, denn 35,3 % fürchten sich davor, mit dem Kauf Unternehmen zu unterstützen, deren Produkte nur den Schein erwecken “grün” zu sein. 

Die Studie unterstreicht daher, dass mangelnde Transparenz, Information und Überprüfung ein ebenso großes Hindernis für einen nachhaltigeren Konsum darstellen, als “nur” der teurere Preis der Produkte. 

Bekanntheit von nachhaltigen Alternativen 

Schließlich ergab die Studie, dass weniger als die Hälfte (48,2 %) der Befragten das Angebot an nachhaltigen Alternativen als zufriedenstellend empfinden und dass sich 76,2 % mehr Informationen über nachhaltige Alternativen wünschen.
Die fehlende Kenntnis über das vorhandene Angebot, in Verbindung mit dem Interesse an nachhaltigen Produkten, zeigt also nicht nur eine wichtige Lücke in Angebot und Nachfrage auf, sondern verdeutlicht auch das Potenzial der Unternehmen, von dieser Marktlücke zu profitieren. 

Auch interessant: Laut einer anderen Studie, geben 60 % der Verbraucher:innen zu, ihnen fehle das nötige Wissen und damit die Grundlage, um nachhaltige Kaufentscheidungen zu treffen. Infolgedessen sind 55 % der deutschen Verbraucher oft unsicher, ob sie die nachhaltigste Option gewählt haben. 

Was bedeuten diese Ergebnisse für dein Lebensmittelunternehmen? 

Insgesamt zeigt die Studie vier Hauptbarrieren auf, die den nachhaltigen Konsum hindern. Nichtsdestotrotz ist das grundsätzliche Interesse der Verbraucher:innen durchaus vorhanden, ja es besteht gar eine Marktlücke zwischen Angebot und der Nachfrage! Um dieses Potential für sich zu nutzen, muss ein Lebensmittelunternehmen aber transparent auftreten, alle Umweltbemühungen, Rohstoffe, Herkunft und Produktionsschritte offenlegen und ehrlich und authentisch mit seinen Kund:innen kommunizieren. 

Wir helfen dir dabei, das für dein Unternehmen umzusetzen und das Marktpotential voll auszunutzen. Buche dir ein Beratungsgespräch mit unserer Partner Managerin Teresa oder fordere weitere Informationen an. 

Quellen:

[1] Ritchie, H. and Roser, M., 2021. Environmental Impacts of Food Production. [online] Our World in Data. Available at: <https://ourworldindata.org/environmental-impacts-of-food#citation> [Accessed 30 December 2021].

[2] Ritchie, H. and Roser, M., 2021. Environmental Impacts of Food Production. [online] Our World in Data. Available at: <https://ourworldindata.org/environmental-impacts-of-food#citation> [Accessed 30 December 2021].

[3] OECD, 2021. Agriculture and the environment. [online] Oecd.org. Available at: <https://www.oecd.org/agriculture/topics/agriculture-and-the-environment/> [Accessed 30 December 2021].

[4] Wu, J., 2008. Land Use Changes: Economic, Social, and Environmental Impacts. Agricultural & Applied Economics Association, 23(4), pp.6-10.

[5] Tilman, D., 1999. Global environmental impacts of agricultural expansion: The need for sustainable and efficient practices. Proceedings of the National Academy of Sciences, 96(11), pp.5995-6000.

[6] UBA, 2021. Umweltbewusstsein in Deutschland. [online] Umweltbundesamt. Available at: <https://www.umweltbundesamt.de/themen/nachhaltigkeit-strategien-internationales/umweltbewusstsein-in-deutschland> [Accessed 31 December 2021].

[7] Vgl. WILKE, 2020. https://www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/konsum-produkte/gruene-produkte-marktzahlen#umsatz-mit-grunen-produkten

[8] Unsin, D., 2021. Corporate Social Responsibility als Treiber nachhaltigen Konsums? - Eine empirische Analyse ausgewählter Marktsegmente. Bachelorarbeit. Hochschule fuer Management.

[9] International Food Information Council Foundation, 2020. [online] Available at: <https://foodinsight.org/2020-food-and-health-survey/> [Accessed 10 February 2022].

[10] UBA, 2021. "Grüne" Produkte: Marktzahlen. [online] Umweltbundesamt. Available at: <https://www.umweltbundesamt.de/daten/private-haushalte-konsum/konsum-produkte/gruene-produkte-marktzahlen#umsatz-mit-grunen-produkten> [Accessed 31 December 2021].

Daniela Unsin

Als Marketing und Partner Managerin bei Klim überblickt Dani alle Bereiche, die die Rolle von Regenerativer Landwirtschaft für Unternehmen angeht. Ihre Expertise reicht von der Beratung zur richtigen Strategie für Partner bis zur Kommunikation über regenerative Maßnahmen. Mit der Verbundenheit zur Landwirtschaft, durch ihre Kindheit auf einem eignen Betrieb, weiß sie auch welche Bedeutung die Umstellung auf Regenerative Landwirtschaft für Landwirt:innen bedeutet.

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