Das erste, was uns bei regenerativer Landwirtschaft in den Sinn kommt sind Lebensmittel und wie umweltfreundlichere Praktiken im Landwirtschaftssektor das Wachstum und den Verkauf von nachhaltigeren Lebensmitteln steigern können. Aber auch die Modeindustrie ist eng mit dem Agrarsektor verbunden, und zusammen haben sie ein immenses Potenzial zur Bekämpfung des Klimawandels beizutragen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf eben diese Chancen und erklären die Verbindung beider Mega-Branchen.
Der Lebenszyklus eines jeden Kleidungsstücks beginnt mit der Nutzung von Rohstoffen wie Land, Boden, Wasser und Erdöl, um die für den Produktionsprozess benötigten Fasern anzubauen und zu gewinnen. Ob Naturfasern wie Baumwolle und tierische Wolle oder synthetische Fasern wie Polyester und Nylon: Der Ursprung eines jeden Kleidungsstücks liegt in natürlichen Ressourcen und damit zu einem großen Teil in der Landwirtschaft.
Insgesamt ist die Modeindustrie nach der Erdölproduktion die Branche, die am meisten zur Umweltverschmutzung beiträgt [1]. Dabei ist sie nicht nur für ca. 8 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich und trägt damit erheblich zum Klimawandel bei [2], sondern produziert außerdem über 92 Millionen Tonnen Abfall in nur einem Jahr. Das bedeutet, dass jede Sekunde ein mit Kleidung und Textilien gefüllter Müllwagen auf der Mülldeponie landet oder verbrannt wird [3]! Außerdem verbraucht die Bekleidungsindustrie jedes Jahr 79 Billionen Liter Wasser [4], das entspricht 1.320.000.000.000 Duschen (wenn man davon ausgeht, dass eine Dusche 60 Liter Wasser verbraucht)[5]. Lass das mal kurz sacken.
In Bezug auf die Landwirtschaft sind Fasern besonders problematisch - sowohl Naturfasern als auch synthetische und sowohl in ökologischer als auch in sozialer Hinsicht.
So werden beispielsweise bei der Beschaffung von Baumwolle in erheblichem Umfang Pestizide eingesetzt, was zur Verschmutzung von Böden und Gewässern beiträgt und sich negativ auf die Artenvielfalt auswirkt. [6]
Noch besorgniserregender sind die Auswirkungen synthetischer Fasern, die im Gegensatz zu Baumwolle aus hochgradig umweltschädlichem Erdöl gewonnen werden und deren Produktion explodiert ist, um die wachsende Nachfrage der Fast Fashion-Industrie zu befriedigen, die auf billige und weit verbreitete Mode setzt [7]. Heute macht Polyester etwa 60 % der Kleidung aus, stößt aber mehr als doppelt so viel CO₂ aus wie Baumwollkleidung [8]. Wir müssen bestimmt nicht erklären, welche enormen Auswirkungen die Verbreitung von Fast Fashion und die Massenproduktion von Polyester auf die Umwelt hat...
Nicht zuletzt ist die Textilindustrie für 34,8 % der weltweiten Verschmutzung mit Mikroplastik verantwortlich und damit die größte Quelle [9]. Der Übeltäter? Unsere Wäsche! Studien haben gezeigt, dass bei jedem Waschgang etwa 700.000 Mikrofasern aus den Textilien freigesetzt werden, die über unser Abwassersystem letztendlich unsere Ozeane verschmutzen [10]. Mikroplastik hat nicht nur erhebliche negative Auswirkungen auf die Ökosysteme im Meer und an Land, sondern gelangt über den Kreislauf der Nahrungskette auch in unsere Körper und setzt darüber hinaus weitere Treibhausgase frei, womit es weiter zum Verlust der Artenvielfalt und zum Klimawandel beiträgt. [11]
Angesichts der immensen negativen Auswirkungen, die die Modeindustrie auf die Umwelt hat, muss JETZT gehandelt werden, und zwar ganz am Anfang des Lebenszyklus. Aber wie?
Regenerative Landwirtschaft konzentriert sich auf den Aufbau gesunder Böden als integrativen Teil der Klimalösung und ist daher entscheidend für die Modeindustrie mit ihrer intensiven Landnutzung und -bearbeitung. Um gesunde Böden zu fördern, stützt sich die regenerative Landwirtschaft auf die folgenden fünf Prinzipien:
- Permanente Bodenbedeckung, die das Risiko der Bodenerosion verringert und die Bodengesundheit erhöht
- Permanente Durchwurzelung, die das Vorhandensein von Nährstoffen sowohl für lebende Organismen als auch für Pflanzen sicherstellen
- Förderung der Artenvielfalt, die für einen nährstoffreichen Boden sorgt
- Reduzierte Bodenbearbeitung, die den Humusgehalt als wertvollen Kohlenstoffspeicher erhöht
- Integration von Tieren, die den Nährstoffkreislauf schließen und den Bedarf an Düngemitteln reduzieren
Jedes dieser Prinzipien stellt natürliche Ökosystemprozesse wieder her und verbessert sie, was wiederum die Fruchtbarkeit und Klimaresistenz des Bodens erhöht. Im Hinblick auf die Fashionindustrie trägt die regenerative Landwirtschaft dazu bei, die zuvor beschriebenen Probleme im Zusammenhang mit dem Anbau von Fasern zu mildern und zu vermeiden, nämlich die negativen Auswirkungen von Pestiziden, den Verlust der Artenvielfalt, den Wasserverbrauch und nicht zuletzt den Klimawandel.
Jüngste Studien haben gezeigt, dass bestimmte regenerative Methoden den nachhaltigen Anbau einer Vielzahl von Textilien fördern können [12]:
- Fruchtfolge: Bezieht sich auf die zeitliche Abfolge der angebauten Pflanzen.
- Zwischenfruchtanbau: Konzentriert sich auf den Anbau von zwei oder mehr Pflanzen auf einem Feld.
- Agroforstwirtschaft: Konzentriert sich auf die Integration von Bäumen in landwirtschaftliche Praktiken, was das Feld vor Verwitterung schützt und den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden reduziert.
Insgesamt verbessern diese regenerativen Methoden die Vitalität unserer Böden erheblich... Wusstest du übrigens, dass Böden nicht nur den Ausstoß von CO₂-Emissionen reduzieren, sondern auch die zweitgrößte Kohlenstoffsenke der Welt darstellen und mehr CO₂ speichern können als alle Pflanzen und Bäume zusammen? Der Einsatz regenerativer Methoden erhöht diese Kapazität und ermöglicht es der Modebranche, nicht nur die Umwelt weniger zu verschmutzen, sondern auch aktiv zum Abbau von CO₂ in der Atmosphäre beizutragen.
Um einen nachhaltigen Wandel in der Megabranche Fashion zu fördern, hat sich Klim mit COKO zusammengetan: einem Unternehmen, welches die CO₂-Emissionen von Produkten berechnet und in Kollaboration mit verschiedenen Online-Shops den Verbraucher:innen die Möglichkeit gibt, die Emissionen ihres Warenkorbs auszugleichen. Diese Emissionen werden durch die Auswahl eines der COKO-Klimaprojekte an der Kasse kompensiert. Kund:innen haben jetzt die Möglichkeit, Klim als ihr Projekt auszuwählen, um Landwirt:innen in Deutschland dabei zu unterstützen, auf eine regenerative Landwirtschaft umstellen.
Wir dürfen nicht vergessen, dass sowohl die Verbraucher:innen als auch Unternehmen ihren Beitrag leisten müssen, um einen nachhaltigen Wandel in der Modeindustrie zu bewirken: Egal, ob du ein Modeunternehmen oder ein E-Commerce-Unternehmen im weiteren Sinne bist, kannst du dich der Bewegung anschließen und Pionierarbeit hin zu mehr Nachhaltigkeit in der Wirtschaft leisten, indem du DEINEN Verbraucher:innen die Möglichkeit bietest, ihren Einkaufskorb zu kompensieren. Melde dich einfach bei COKO an, lass den Fußabdruck deiner Produkte berechnen, integriere die COKO-App in deinen E-Commerce-Onlineshop und leiste deinen Beitrag!
Quellen:
[12] Oliveira Duarte, L., Kohan, L., Pinheiro, L., Fonseca Filho, H. and Baruque-Ramos, J., 2019. Textile natural fibers production regarding the agroforestry approach. SN Applied Sciences, 1(8).