Einstieg in die CO₂-Kompensation und den freiwilligen Kohlenstoffmarkt
%20(5).png)
Die Kompensation von CO₂-Emissionen ist zu einer beliebten Strategie für Unternehmen geworden, um ihre Auswirkungen auf das Klima zu verringern. Der freiwillige Kohlenstoffmarkt hat seit seiner Gründung im Jahr 2005 ein starkes Wachstum verzeichnet. Falls ihr die Konzepte noch nicht ganz durchschaut habt, keine Sorge, ihr seid damit nicht allein. Wir möchten dazu beitragen, die CO₂-Kompensation transparenter zu machen, damit ihr ein solides Verständnis dafür entwickelt, wie sie die Nachhaltigkeitsstrategie Eures Unternehmens sinnvoll ergänzen kann. Zudem stellen wir Euch eine vielversprechende alternative Investitionsmöglichkeit in Klimaschutzprojekte vor. Aber fangen wir erstmal bei den Grundlagen an.
Kernaussagen
- Klimaschutzprojekte, die zur Reduzierung oder Entfernung von Emissionen beitragen, können sogenannte Carbon Credits generieren. Diese Credits können über den freiwilligen Kohlenstoffmarkt an Unternehmen verkauft werden, die ihren eigenen CO₂-Fußabdruck ausgleichen möchten.
- Auf dem VCM gibt es zwei Arten von Carbon Credits: Reduction Credits und Removal Credits.
- Um die Wirksamkeit von Kompensationsprojekten zu gewährleisten, sollten diese bestimmten Qualitätskriterien entsprechen.
- In den letzten Jahren ist die CO₂-Kompensation aus verschiedenen Gründen zurecht in die Kritik geraten. Die kritischen Nachforschungen können jedoch eine positive Kraft sein, die die Marktteilnehmer:innen zu mehr Transparenz und Effektivität antreibt.
- Kein Klimaprojekt ist perfekt, aber es gibt wirkungsvolle Lösungen. Eine dieser Lösungen ist die Regenerative Landwirtschaft.
- Mit sogenannten Contribution Credits entwickelt sich eine vielversprechende Alternative, mit der Unternehmen Klimaschutzprojekte finanziell unterstützen können.
Der Gesamtwert der gekauften Carbon Credits (CO₂-Zertifikate) erreichte 2022 einen Wert von 1,35 Mrd. USD, und es wird erwartet, dass die Anzahl an verkauften Credits in 2023 um 22 % gegenüber dem Vorjahr steigen wird. [1] Klimaprojekte, die Carbon Credits generieren, sind auf der ganzen Welt aus dem Boden geschossen (siehe Karte, dunklerer Grünton = mehr Projekte. Quelle: January 2023 VCM Forecast, AlliedOffsets [1]).

CO₂-Kompensation auf dem Voluntary Carbon Market
Der Voluntary Carbon Market (VCM) existiert parallel zum Compliance Market. Während die Teilnahme am Compliance Market für Unternehmen obligatorisch ist, die gesetzlich verpflichtet sind, ihre Emissionen zu reduzieren, stellt der VCM eine freiwillige Option dar. Klimaschutzprojekte, die zur Reduzierung oder Entfernung von Emissionen beitragen, können sogenannte Carbon Credits generieren. Jeder Credit entspricht einer metrischen Tonne CO₂-Äquivalent (CO₂e, Äquivalent für andere Treibhausgase). Diese Credits können über den VCM an Privatpersonen und Unternehmen verkauft werden, die ihren eigenen CO₂-Fußabdruck ausgleichen möchten. Es gibt eine Vielzahl von Klimaschutzprojekten, die von der Entwicklung erneuerbarer Energien über Aufforstungsinitiativen bis hin zur Regenerativen Landwirtschaft reichen. Falls ihr von letzterem noch nicht gehört habt: Die Regenerative Landwirtschaft trägt dazu bei, Treibhausgasemissionen zu senken und Kohlenstoff im Boden zu speichern, was dessen Gesundheit, Biodiversität und Wasserspeicherfähigkeit erhöht, ihn resilienter gegenüber Dürren macht und zudem die Profitabilität der Landwirt:innen steigert. Möchtet ihr mehr erfahren? Hier entlang.
Reduction Credits vs. Removal Credits
Auf dem VCM gibt es zwei Arten von Carbon Credits: Reduction Credits und Removal Credits. Reduction Credits entstehen in Projekten, die dazu beitragen, die Freisetzung von Treibhausgasemissionen in die Atmosphäre zu verringern. Dies kann beispielsweise durch die Nutzung erneuerbarer Energien, die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen oder die Reduzierung von Stickstoffdünger und Pestiziden in der Landwirtschaft erreicht werden. Im Gegensatz dazu werden Removal Credits in Projekten generiert, die Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernen. Die Entfernung von Kohlenstoff kann durch technische Methoden oder durch natürliche Prozesse erfolgen, die als naturbasierte Lösungen bezeichnet werden. Wir wissen, dass Pflanzen und Bäume während der Photosynthese CO₂ aufnehmen und den Kohlenstoff in ihrer Biomasse speichern. Dies ist ein Beispiel für eine vorübergehende Entfernung, da der Kohlenstoff wieder in die Atmosphäre freigesetzt wird, wenn sich die Pflanze zersetzt oder abbrennt. Einige natürliche Lösungen können zu einer dauerhaften Entfernung von CO₂ führen. Wenn sich organisches Material im Boden zersetzt, kann es stabile Kohlenstoffverbindungen bilden, die über lange Zeiträume im Boden verbleiben. Dieser Prozess wird als Kohlenstoffsequestration in der organischen Bodensubstanz bezeichnet, und die Regenerative Landwirtschaft macht sich diesen Prozess zunutze. Dennoch muss die Dauerhaftigkeit auch hier berücksichtigt werden, da veränderte Bewirtschaftungspraktiken unter Umständen den Kohlenstoff wieder freisetzen können. Neben der Reduktion oder Entfernung von CO₂ bieten naturbasierte Lösungen durch die Wiederherstellung von Ökosystemen auch eine Reihe anderer wichtiger Vorteile für Mensch und Natur, wie die Förderung der biologischen Vielfalt oder die Sicherung der Lebensmittel- und Wasserversorgung. Eine technische Methoden zur Entfernung ist die CO₂ Abscheidung und Speicherung (Carbon Capture and Storage). Diese Methode entzieht der Atmosphäre dauerhaft Kohlendioxid und speichert es unterirdisch in geologischen Reservoirs.
Um die Wirksamkeit von Kompensationsprojekten zu gewährleisten, sollten diese bestimmten Qualitätskriterien entsprechen. Verschiedene Zertifizierungsstellen wie Verra, Gold Standard oder der TüV Nord überprüfen Klimaprojekte nach unterschiedlichen Standards. Die folgenden Kriterien sind relevant für die Qualität von Credits:
- Zusätzlichkeit: Die Klimaschutzprojekte würden ohne die finanzielle Unterstützung nicht stattfinden.
- Transparenz: Die Projekte werden in einem öffentlichen Register erfasst, beschrieben und stillgelegt.
- Dauerhaftigkeit: Die THG-Reduzierung oder -Entfernung ist langfristig und das Risiko einer erneuten Freisetzung minimal.
- Keine Doppelzählung: Der Credit wird nur einmal ausgestellt und verwendet (stillgelegt).
- Keine doppelte Inanspruchnahme: Es ist nur die einmalige Inanspruchnahme eines Credits erlaubt, wobei keine Kombination von Länder- und Unternehmensansprüchen möglich ist.
- Überprüfung durch eine dritte Partei: Die Credits werden von einer Zertifizierungsstelle verifiziert.
Der Kritik ins Auge sehen
In den letzten Jahren ist die CO₂-Kompensation in die Kritik geraten. Kritiker:innen werfen Unternehmen vor, sich durch den Kauf von Credits ihrer Verantwortung für die Reduzierung ihrer eigenen Emissionen zu entziehen. Einige Credits sind sehr günstig, so dass die Gefahr besteht, dass es viel attraktiver ist, Emissionen zu kompensieren, als das eigene klimaschädliche Verhalten zu ändern. Außerdem bestehen Bedenken hinsichtlich möglicher negativer Auswirkungen von Kompensationsprojekten in Ländern des Globalen Südens auf lokale Gemeinschaften. [2] Um einen nachhaltigen VCM zu gewährleisten, müssen die Überwachungs- und Verifizierungsprozesse durch standardisierte Berichtsformate, eine globale Datenbank und die Kontrolle durch unabhängige Institutionen transparenter und zugänglicher werden. [3] Dies ist bis heute nicht der Fall.
Die kritischen Nachforschungen auf dem VCM können jedoch eine positive Kraft sein, die die Marktteilnehmer:innen zu mehr Transparenz und Effektivität antreibt. Kein Klimaprojekt ist perfekt, aber es gibt wirkungsvolle Lösungen. Eine dieser Lösungen ist die Regenerative Landwirtschaft, die das Potenzial hat, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und gleichzeitig die Bodengesundheit zu verbessern, die Artenvielfalt zu erhöhen, die Ertragssicherheit zu gewährleisten und das Wohlergehen von Landwirt:innen zu fördern. Die Nichtinvestition in Klimaschutz als Reaktion auf Kritik kann keine Antwort auf die Klimakrise sein. Stattdessen sollten Unternehmen sorgfältig Lösungen auswählen, die sie als besonders wirkungsvoll einschätzen. Die direkte Reduzierung von Emissionen sollte für jedes Unternehmen immer Priorität haben, während die Investition in Klimaschutzprojekte eine ergänzende Maßnahme darstellen sollte.
Die vielversprechende Alternative
Gibt es neben dem Kauf von Carbon Credits noch andere Möglichkeiten für Unternehmen, den Klimaschutz über ihre eigene Wertschöpfungskette hinaus zu unterstützen? Ja, die gibt es. Unternehmen können sich auch für "Contribution Credits" entscheiden, mit denen sie globale oder lokale Klimaschutzprojekte finanziell unterstützen können, genau wie mit Carbon Credits. Im Gegensatz zur traditionellen Kompensation haben Unternehmen hier nicht die Möglichkeit, ihre Emissionen auszugleichen oder Klimaneutralität zu erreichen. Dies reduziert den Anreiz, primär die günstigsten, verfügbaren Credits zu erwerben, um die größtmögliche Menge an Emissionen auszugleichen. Stattdessen werden Unternehmen ermutigt, die Auswirkungen der von ihnen unterstützten Projekte zu bewerten und diejenigen auszuwählen, von denen sie die größte Wirksamkeit erwarten. Contribution Credits erzielen nicht nur eine positive Wirkung durch die Reduzierung und Entfernung von Treibhausgasen, sondern gehen oft auch über diese hinaus. Sie bringen wichtige Nebeneffekte mit sich, wie beispielsweise positive soziale Auswirkungen und den Schutz der biologischen Vielfalt, wodurch sie zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen beitragen. Mit dem abnehmenden Interesse von Unternehmen, sich oder ihre Produkte als klimaneutral zu bezeichnen, gewinnt die Verwendung von Contribution Credits an Bedeutung. Immer mehr Unternehmen setzen auf diesen Ansatz, auch wenn nicht alle dies ausdrücklich so benennen. Klim unterstützt diese Entwicklung sehr.
Was tut Euer Unternehmen für den Klimaschutz? Klim kann Euch dabei helfen, herauszufinden, wie Ihr Credits in Eure Nachhaltigkeitsstrategie integrieren könnt. Erfahrt hier mehr darüber, wie ihr mit Klim Credits in Bodengesundheit und regionalen Klimaschutz investieren könnt.